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Ein Tisch als Symbol für Machtverhältnisse

In der Nacht habe ich von einem Tisch geträumt. Einem riesigen ovalen Tisch, dessen Größe wohl auch die Wichtigkeit der Dinge unterstreichen soll, die an ihm diskutiert, geplant, beschlossen werden. Und weil ich zu Tischen sowieso ein gespaltenes Verhältnis habe, ja, um ehrlich zu sein, ich richtig neidisch auf die Besitzer_innen des Tisches bin – was könnten die Liebste und ich alles darauf deponieren – ist es wahrscheinlich kaum verwunderlich, dass er mir im Traum erschien.

Den Lesbenempfang der Kölner Grünen während des CSDs gibt es seit fünf Jahren, und wenn ich es richtig verstanden habe, stieg die Zahl der Teilnehmerinnen von Veranstaltung zu Veranstaltung stetig an. Auf den großen Ansturm in diesem Jahr war man trotzdem nicht vorbereitet gewesen. Der Raum war proppenvoll und im Nebenzimmer und auf dem Gang drängten sich weitere Frauen, die durch die geöffneten Türen zuhörten.

Wobei proppenvoll relativ zu sehen ist, es unterteilt sich in Frauen und eben jenen bombastischen Tisch. Ohne ihn hätten die Frauen vor den Türen locker auch noch ein Plätzchen gefunden. Eine praktisch Veranlagte schlug vor, wenigstens einige von ihnen könnten sich ja auf den Tisch setzen. Doch getraut hat sich das dann keine, wahrscheinlich fehlte wie so oft diejenige, die den Anfang macht und der dann andere folgen können.

»Schwule bringen Geld, Lesben machen Ärger«, hieß das Thema und prompt tauchte die Frage auf, wie man bei einem Schwulenempfang mit dem Tisch umgegangen wäre. Hätte es das Problem überhaupt gegeben oder wäre Schwulen bereits in der Planung mehr Platz eingeräumt worden? Eine kurzfristige Verlegung an einen anderen Ort? Oder tatkräftiges Anpacken, raus mit dem Tisch, rein mit den Schwulen? Eine der Frauen sprach aus, was viele dachten: »Männern wäre das nicht passiert. Egal, wie die Lösung letztendlich ausgesehen hätte, wenn die Platz brauchen, dann nehmen sie sich ihn auch.«

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