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Lesben und Gynäkologie

»Männer im Wartezimmer?« Das Problem habe sie seit zwanzig Jahren nicht mehr, meinte eine Leserin, denn so lange sei sie nicht mehr bei einem Frauenarzt/einer Frauenärztin gewesen. Ihre wenigen Erfahrungen habe sie in sehr schlechter Erinnerung, u.a. weil es sich bei ihr aus gynäkologischer Sicht um eine Jungfrau handele. Ach ja, und Männer im Wartezimmer gingen bei ihr schon in Richtung sexueller Belästigung.

So extrem sind natürlich nicht alle Lesben unterwegs, aber Gynäkologie und Lesben scheinen ein schwieriges Thema zu sein. Auf MediGay, einer Seite von lesbischen und schwulen Mediziner_innen aus der Schweiz, steht:

»Da Lesben viel seltener gynäkologische Hilfe brauchen, werden sie auch seltener gynäkologisch untersucht und laufen in Gefahr, häufiger an einem Ovarialkarzinom oder Endometriumskarzinom zu sterben, da die Diagnose oft in einem fortgeschrittenen Stadium gestellt wird. Häufig resultiert dieses ablehnende Verhalten gegenüber gynäkologischen Kontrollen auch aus den Schwierigkeiten, mit welchen Lesben konfrontiert sind, wenn sie sich gegenüber GynäkologInnen offenbaren müssen.«

Anscheinend wurde bisher nur im englischsprachigen Raum entsprechend geforscht/Studien erstellt und der folgende Satz wird sicher auch auf Deutschland zutreffen:

»Wen wundert’s nicht, dass über Lesben in der Schweiz praktisch gar keine (gesundheitsrelevante) Forschung betrieben, geschweige denn von der öffentlichen Hand bezahlt wird, denn diese Gesellschaftsgruppe ist wirtschaftlich gesehen zu wenig interessant und hat sowieso aufgrund des Geschlechtervorteils eine höhere Lebenserwartung als Männer. So werden die Lesben in den allgemeinen Topf der «Frauen« geworfen …«

Bei lesbengesundheit.de wird unter dem Stichwort Krebs zusammengefasst: »Es geht das Gerücht, Lesben würden seltener an Gebärmutterhalskrebs (Cervixkarzinom) und dafür häufiger an Brustkrebs (Mammakarzinom) erkranken als heterosexuell lebende Frauen. Die Daten aus anderen Ländern sind uneinheitlich für Deutschland liegen keine Untersuchungen vor.«

Weiter heißt es: »Ebenfalls kein Thema für die Frauengesundheitsversorgung hierzulande ist, ob lesbische Frauen in der Therapie von Krebserkrankungen andere Wünsche und Bedürfnisse haben als heterosexuell lebende Frauen, z.B. wenn es um die Art der Durchführung gynäkologischer Operationen geht. Zentral ist zudem die Frage nach den persönlichen Ressourcen und dem persönlichen Umfeld von an Krebs erkrankten Lesben und inwiefern diese vorurteilsfrei und gleichberechtigt in der medizinischen Versorgung berücksichtigt werden.«

In München hat man inzwischen das Problem erkannt und für Lesben ein spezielles Informationsblatt erstellt: »Vorsorge für Lesben«.

Vor gut einem Jahr fragte auf gesundheitsberatung.de eine Daniela: »… bin ich auf der Suche nach einem Gynäkologen/ einer Gynäkologin für lesbische Patientinnen.«

Ein PD Dr. med. Ronald Warm antwortete darauf: »Hallo, nein, spezielle Sprechstunden kenne ich nicht, warum auch. Die lesbisch orientierte Frau wird beim Gynäkologen nicht anders behandelt als jede andere Frau. Liebe Grüße W.«

Ignoranz pur, aber eine wunderbare Zusammenfassung der gynäkologischen Katastrophe bei lesbischen Frauen.

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