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Marietta Slomka und Sigmar Gabriel. Gedöns lässt grüßen.

Es war Zufall, dass ich gestern tagsüber gleich mehrmals im TV hörte, wie Juristen[1] über den Mitgliederentscheid der SPD zum Koalitionsvertrag diskutierten. „Typisch“, dachte ich. „Da soll einmal direkte Demokratie praktiziert werden und schon gibt’s Bedenken.“

Es war ebenfalls Zufall, dass ich gerade zu Beginn des Heute-Journals vor dem Fernseher saß und so miterleben konnte, wie Marietta Slomka versuchte, Sigmar Gabriel zu interviewen. Ungefähr nach einer halben Minute hatte ich den Eindruck eines Déjà-vus und nach noch einer halben Minute später wusste ich, woher dieses Gefühl kam: Vom Wahlabend 2005, als Schröder Merkel erklärte, sie werde niemals Kanzlerin werden.

Stellen wir uns einmal vor, nicht Gabriel und Slomka wären gestern aneinandergeraten, sondern Claus Kleber hätte mit Andrea Nahles gesprochen. Er sagt ihr, dass er gerade in Filmausschnitten gehört habe, wie SPD Mitglieder über den Koalitionsvertrag meckern und sie antwortet, er sei in Mainz viel zu weit weg, um das beurteilen zu können. Alle finden den Vertrag toll, es gibt keinerlei Kritik. Er fragt nach den verfassungsrechtlichen Bedenken und sie behauptet energisch, darüber würde kein Verfassungsrechtler reden, das spinne er sich nur zusammen. Grinst mal dreist, mal süffisant und drückt mit ihrer ganzen Mimik und Gestik aus, für wie bekloppt sie ihn hält. Statt auf seine Fragen zu antworten, redet sie über direkte Demokratie und wie toll die sei. Und als er es wagt, trotzdem weiter nachzuhaken, wird sie ausfällig und stellt klar: Nicht sie, die Politikerin, hat auf Fragen zu antworten, sondern er, der Journalist, hat gefälligst zuzuhören, wenn sie spricht.

Ja, es hat mich gewundert, wie unsicher Marietta Slomka gestern reagierte, schließlich ist sie ein Profi und müsste den Umgang mit solchen Kotzbrocken gewöhnt sein. Mir graut vor dem Tag, an dem Gabriel tatsächlich einmal richtig Macht bekommen sollte und sein gestörtes Verhältnis zu Frauen, das er sich wohl bei Schröder abgeguckt hat, in Politik umsetzen könnte. Gedöns lässt grüßen.



[1] Kein Generisches Maskulinum, es waren tatsächlich nur Männer, die sich dazu äußerten.

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