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Warum Kinder bei allen Koalitionen nicht mehr schwimmen lernen

In einem SpOn Interview beklagt heute der Gelsenkirchener OB, dass in dem Stadtteil Schalke mittlerweile 60 % der Kinder nicht mehr schwimmen können, wenn sie in die Schule kommen. Die Zähne putzen sie sich anscheinend auch nicht und überhaupt begreife ich nicht, was er uns in diesem Interview eigentlich sagen will.

Mit dem Zähneputzen (anderer Menschen) habe ich mich noch nie beschäftigt, mit Kindern, die nicht mehr schwimmen lernen, allerdings schon. Nämlich im Sommer 2010, als der DLRG Alarm schlug, weil die Zahl der ertrunkenen Kinder in Deutschland dramatisch angestiegen war. Viele Eltern können sich die Eintrittspreise für das Schwimmbad nicht mehr leisten oder gar die Teilnahme an einem privaten Schwimmkurs bezahlen. Oft bereitet schon der Kauf eines neuen Badeanzugs Probleme und mancherorts gibt es nicht einmal mehr ein Schwimmbad in erreichbarer Nähe. Denn immer häufiger fehlen Gemeinden die Mittel, um diese zu unterhalten oder notwendige Reparaturen durchzuführen. So sind in vielen Fällen die ertrunkenen Kinder nichts anderes als Kollateralschäden der neoliberalen Politik.

Zwar findet erst in knapp einem Jahr die nächste Bundestagswahl statt, doch der Wahlkampf hat schon längst begonnen. Der Kanzlerkandidat der SPD wurde gekürt[1], die Namen des grünen Spitzenduos sind seit dem Wochenende bekannt und auch bei allen anderen Parteien laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Bleibt es bei schwarz-gelb, kommt es zu einer großen Koalition, reicht es für rot-grün oder sollte tatsächlich schwarz-grün ein Thema werden? Weil die Ergebnisse am Ende vielleicht nur eine große Koalition oder schwarz-grün als Optionen übrig lassen?

Natürlich könnte ich mir persönlich noch andere Konstellationen vorstellen, doch realistisch sind die – wenigstens zurzeit – auf Bundesebene nun mal nicht. All diejenigen, die momentan Stein und Bein schwören, zu einer schwarz-grünen Regierung werde es auf gar keinen Fall kommen, erinnern mich an die kleinen Kinder, die im Wald pfeifen. Ich komme aus Baden-Württemberg und lebe außerdem in einem Dorf[2], wo bei der letzten Landtagswahl die CDU 50 % der Stimmen erhalten hat, die Grünen erreichten 25 % und der Rest teilte sich unter allen anderen Parteien ziemlich gleichmäßig auf. In meinem Mikrokosmos ist schwarz-grün schon längst gelebte Realität.

An Details aus dem Sommer 2010 kann ich mich nicht mehr so richtig erinnern, weshalb ausgerechnet zu der Zeit die Forderung nach Neuwahlen auftauchte? Doch eigentlich ist es auch egal, denn was ich damals über das soziale Deutschland geschrieben habe, ist noch so aktuell wie vor zwei Jahren – wie die 60 % Kinder aus dem Gelsenkirchener Stadtteil, die nicht schwimmen können, zeigen. Ja stimmt, mangels besserer Alternativen tendiere ich immer noch ins Grüne und zu rot-grün, trotzdem vergesse ich nicht, was uns die letzte rot-grüne Regierung so alles geboten hat: Ich scheiß auf Neuwahlen (2010)


[1] Wenigstens im Hinterzimmer, jetzt muss er noch einem Parteitag abgenickt werden.

[2] Die exakten Zahlen bis hinters Komma kann ich gerade nicht finden, denn im Internet sind leider nur die Ergebnisse der Gesamtgmeinde veröffentlicht.

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