»Wie sieht eine Lesbe aus?« habe ich vor gut einem Jahrzehnt gefragt und u.a. geschrieben: »Sie haben was gegen Technik. Sie haben keinen CD-Player und keinen Wäschetrockner. Ihr Fernseher ist kaum größer als ein Dessertteller, ihr Auto uralt und das Geschirr spülen sie von Hand.«
Diese Zustandsbeschreibung hat bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren. Na ja, ein Wäschetrockner gehört mittlerweile zu unseren Haushaltsgeräten und einen mp3 Player haben wir uns auch irgendwann angeschafft, aber das Geschirr wird immer noch von Hand gespült und beim Auto handelt es sich zwar nicht mehr um dasselbe wie damals, doch es fällt ebenfalls in die Rubrik »Hauptsache, es fährt«.
Der Fernseher mit dem desserttellergroßen Bildschirm feierte im Sommer seinen 17. Geburtstag. So gesehen könnte man den Receiver beinah noch als »ziemlich neu« bezeichnen, weil wir ihn ungefähr zur selben Zeit angeschafft haben, als oben erwähnte Kolumne online ging. Das Häuschen, in dem wir wohnen, hat ein Franz mit seiner Familie im badischen Revolutionsjahr 1848 gebaut und vermutlich wurde kurz darauf auch die Satellitenschüssel auf dem Dach installiert.
Menschen wie die Liebste und ich sind Konsumterrorist_innen natürlich ein Dorn im Auge und man versucht ständig, uns zu ärgern. So ist seit einigen Monaten die untere Hälfte unseres Fernsehbildschirms mit Buchstaben verdeckt. »Ab dem 30. April 2012 wird Satellitenfernsehen nur noch digital ausgestrahlt. Mit einer analogen SAT-Empfangsanlage können Sie dann nicht mehr fernsehen! Steigen Sie daher dringend auf digitalen Empfang um«, heißt es zum Beispiel bei den ARD Programmen.
Im empfohlenen Videotext können wir leider gar nichts nachlesen, denn so ein neumodischer Kram funktioniert bei uns nicht. Was wir allerdings bisher auch nie vermisst oder gar bedauert haben. Außerdem kann man sich auch auf der Webseite der ARD informieren und dort heißt es dann: »Der Aufwand des Umstiegs ist gering. Und: Es lohnt sich!«
Umstieg?
Dieses Wort sollte zum verlogensten Begriff des Jahres gewählt werden. »Kaufen Sie sich gefälligst einen neuen Fernseher und eine neue Satellitenanlage«, entspricht der Wahrheit schon eher. Und dabei sollte der Zusatz nicht vergessen werden: »Falls Sie sich das nicht leisten können, gucken Sie halt ab nächsten Mai in die Röhre …«, fast schon im wahrsten Sinn des Wortes, » aber GEZ Gebühren kassieren wir natürlich weiter.«
Fragt man bei der ARD nach, weshalb die Worte »Kaufen, kaufen, kaufen« so schamhaft verschwiegen werden, übernimmt Radio Eriwan die Antwort:
»Ab dem 30. April 2012 wird Satelliten-Fernsehen von allen deutschen Programmveranstaltern nur noch digital ausgestrahlt. Mit einer analogen Empfangsanlage können Sie dann nicht mehr fernsehen. Wenn Sie auf digitales Fernsehen umstellen, benötigen Sie für jedes Fernsehgerät einen DVB-S-Receiver. In modernen Flachbildfernsehern ist häufig bereits ein DVB-S-Receiver eingebaut. Zudem benötigen Sie einen digitaltauglichen LNB (Low Noise Block Converter). Der LNB ist die zentrale Empfangseinheit Ihrer Satellitenschüssel und befindet sich mittig vor der Schüssel. Es kann sein, dass Sie den vorhandenen LNB gegen einen Universal-LNB austauschen müssen, insbesondere wenn Ihre Satellitenanlage vor 1997 installiert wurde …«