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Unzucht mit Abhängigen

Als vor fast zwölf Jahren die sogenannte Lewinsky Affäre in den USA und somit auch im Rest der Welt für Schlagzeilen sorgte, konnte ich die Aufregung in den USA nicht verstehen. Meiner Meinung nach hatte allein Hillary Clinton das Recht, ihrem Mann deswegen die Leviten zu lesen (sich scheiden zu lassen, ihn in den Medien zur Sau zu machen). Christlich fundamentalistische Moralapostel ging doch nun wirklich nichts an, was der Präsident privat so alles trieb.

Ausgerechnet mein Vater, damals knapp siebzig Jahre alt und immer darauf bedacht, sich möglichst nicht über das Privatleben fremder Menschen zu äußern – schon gar nicht, wenn dabei intime Dinge eine Rolle spielten – brachte mich dazu, diese Geschichte aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. »Monica Lewinsky war eine Angestellte, eine Praktikantin«, erklärte er. »Und wenn sie sich nackt auf seinen Schreibtisch gelegt und geschrien hätte: ‚Nimm mich!‘, hätte Clinton darauf niemals eingehen dürfen.«

Er benutzte den etwas altmodischen Begriff »Unzucht mit Abhängigen«, was seiner Ansicht nach einer Vergewaltigung zumindest sehr nahe kam. Wäre es nach ihm gegangen, hätte man den amerikanischen Präsidenten nicht nur aus dem Amt jagen, sondern auch gleich noch in den nächsten Knast verfrachten sollen.

Ich habe in den letzten Wochen häufig an jenes Gespräch denken müssen. Die Frage, ob Strauß-Kahn das Zimmermädchen vergewaltigt hat oder er von dubiosen Mächten hereingelegt worden ist, ob sie die Initiative ergriffen hat oder ihn vielleicht sogar unwiderstehlich fand, stellt sich mir gar nicht. Ganz im Gegensatz zu den beiden anderen Fällen, die für so viele Diskussionen gesorgt haben, also Kachelmann und Assange, habe ich zu diesem Mann eine klare Meinung: Ab in den Knast mit ihm, wegen Unzucht mit Abhängigen.

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