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Kategorie: Politik

Grüßaugust, Frühstücksdirektor und Herr der Notstandsgesetze

So langsam nervt der Kerl alias der Herr Bundespräsident alias Christian Wulff. Es wird Zeit, dass er endlich zurücktritt. Alternativ könnte er sich auch im Keller einsperren oder inkognito dem Mann im Mond einen Besuch abstatten, Hauptsache er wird in den Medien wieder zu dem, was er eigentlich ist: eine Randnotiz, der höchstens zwei Minuten Aufmerksamkeit pro Woche gebührt.

 

Obwohl mich das Privatleben von Politiker_innen nicht die Bohne interessiert, weiß ich inzwischen über die Wulffs mehr als über die meisten meiner Nachbarn. In diesen Tagen wird mir Angela Merkel immer sympathischer, weil sie mich weder mit ihrem Mann noch mit ihren Tattoos noch mit ihren Klamotten belästigt. Und weil in einem SpOn-Artikel Christian Wulff mit Helmut Kohl verglichen wurde, der Jüngere habe sich bei dem Älteren das Aussitzen von Krisen abgeguckt, das Privatleben des früheren Bundeskanzlers war bis zum Tod seiner ersten Frau ebenfalls tabu gewesen. Gut, es gab ein oder zwei Filmchen, in denen die heile Familie vorgestellt wurde, und Fotos vom Wolfgangsee, aber wirklich offenbart hatte man dabei nichts. Und dass ich absurde Gerüchte über den Zusammenhang zwischen einer neuen Kirchentür und Helmut Kohl kenne, liegt nicht an den Medien, sondern an meiner Oma, die ebenfalls in Ludwigshafen wohnte.

Im Schwäbischen gibt es den Ausdruck „Gschmäckle“ und genau daran habe ich denken müssen, als die ersten Berichte über den Kredit, das Eigenheim und die Unternehmergattin auftauchten. Nichts Verbotenes, schon gar keine Straftat, aber ein Vorgang bzw. ein Verhalten, das sich für gewisse Menschen in bestimmten Positionen einfach nicht ziemt.

Dass ausgerechnet die Bildzeitung und das Wort Pressefreiheit nun in einem Atemzug genannt werden müssen, nehme ich persönlich Herrn Wulff sehr, sehr übel. Das hat nun nichts mehr mit einem Gschmäckle zu tun, sondern etwas mit Respekt vor unserem Grundgesetz. Und die Beteuerung, es habe sich bei seinem berühmt berüchtigten Telefonat „nur“ um eine Art Ausraster gehandelt, beruhigt mich keineswegs, sondern versetzt mich regelrecht in Angst und Schrecken. Zwar mag der Mann in diesem Amt eigentlich als eine Art Grüßaugust oder Frühstücksdirektor vorgesehen sein, doch in unseren Notstandsgesetzen sind für ihn Befugnisse festgeschrieben, die einen kühlen Kopf unabdingbar machen.

Früher, also damals, als es Sommer noch warm war und im Winter schneite, Lesben und Schwule im Schrank lebten und drinnen die züchtige Hausfrau waltete, zu dieser Zeit war das Amt des Bundespräsidenten sozusagen der krönende Abschluss einer Politikerkarriere gewesen. Danach bereitete man sich allmählich auf die Rente vor, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Dementsprechend entspannt und ohne weitere ehrgeizige Ziele konnte man auch das Amt ausfüllen. Wulff ist noch viel zu jung dafür, um seine Karriere im Politikzirkus als bereits beendet anzusehen, er hätte erst überhaupt nicht gewählt werden dürfen.

Vielleicht sollte das Mindestalter von Vierzig auf Sechzig heraufgesetzt werden? Aber ganz egal wie, weg mit dem Kerl, damit man sich wieder mit wirklich wichtigen Dingen beschäftigen kann.

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He, Ihr Grünen, spinnt Ihr?

»Mehr Demokratie ist die Lösung – Offenheit, Freiheit, Teilhabe die Chancen des Internets nutzen den digitalen Wandel grün gestalten!« steht über einem Antrag, über den die Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen nächstes Wochenende abstimmen soll.

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Ja zum Ausstieg

Zum ersten Mal wird es in Baden-Württemberg eine Volksabstimmung geben. Doch Vorsicht, die Frage lautet NICHT: »Für oder gegen das Projekt Stuttgart 21?«, sondern: »Für oder gegen den AUSSTIEG aus dem Projekt Stuttgart 21?«

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Weltfremde Richter und Mannheimer Lösungen

Toni und Chris sind zwei nette Menschen. Sie lernen sich kennen, sie verlieben sich ineinander, sie lieben sich, sie ziehen zusammen. Klein-Toni wird geboren und drei Jahre später kommt Klein-Chris zur Welt. Fast wie im Bilderbuch, eine glückliche Familie mit zwei Kindern. Doch eines Tages läuft es nicht mehr so gut in der Beziehung, es gibt häufig Streit und gerade als Klein-Toni eingeschult wird und Klein-Chris in den Kindergarten kommt, trennt sich das Paar.

 

Chris zieht aus und die Kinder bleiben bei Toni. Oder Toni zieht aus und die Kinder bleiben bei Chris. Ich habe bewusst das Geschlecht der beiden offen gelassen. Denn für den folgenden Ablauf ist es vollkommen egal, ob es sich um Anton und Christiane oder Antonia und Christian oder Anton und Christian oder Christiane und Antonia handelt. Wichtig ist nur: In der Regel geht bei einer Trennung eine Person und die andere bleibt bei den Kindern. Der Einfachheit halber entscheide ich mich jetzt für: Toni bleibt, Chris geht.

8 ½ 9 Stunden am Tag verbringt Toni am Arbeitsplatz, ganz genau wie Chris. Es gibt es Menschen, die erreichen ihre Firma in fünf Minuten zu Fuß. Doch laut den Arbeitsagenturen und entsprechenden Gerichtsurteilen sind durchaus auch Anfahrtswege von bis zwei Stunden zumutbar. So dramatisch muss es ja nun nicht sein, die beiden brauchen für den Hin- und Rückweg jeweils eine halbe Stunde.

Spätestens nach zehn Stunden hat Chris also Feierabend. Toni erst nach elf, schließlich muss morgens Klein-Chris in die Kita gebracht und Klein-Toni bei der Schule abgesetzt werden. Und das geht nicht ganz so schnell, wie unbedarfte Kinderlose sich das häufig vorstellen. Da ist nichts mit Autotür auf, Kind raus, Autotür zu und weg. Ich habe das einmal mit meinem Sohn gemacht – allerdings war an diesem Tag der Kindergarten geschlossen. Glücklicherweise hat die Bildzeitung davon nie Wind bekommen, sonst hätte man mich sicher als Rabenmutter der Nation gebrandmarkt. Und nicht zu vergessen: abends sollte man die Kinder auch tunlichst wieder einsammeln.

Während Chris gemütlich vor dem Fernseher hockt oder sich mit Freunden in der Kneipe trifft, verbringt Toni »Qualitätszeit« mit dem Nachwuchs. Kocht was zu essen, schmeißt die Wäsche in Waschmaschine, liest eine Gutenacht-Geschichte vor. Organisiert Arzttermine und ärgert sich über den Religionslehrer, der Klein-Toni mit einer schlechten Note gedroht hat, weil das Heft auch nach zwei Tagen noch nicht mit einem lila Umschlag verhüllt ist.

Die Richter des Bundesgerichtshofs halten das für eine gerechte Aufgabenverteilung. Schließlich zahlt Chris ja Unterhalt für die Kinder, dann kann Toni ruhig auch was tun, scheinen sie zu denken. Heutzutage ist die Kinderbetreuung doch gar kein Problem mehr. Ab 2013 besteht sogar ein Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Schluss mit nur halbtags arbeiten und danach stundenlang faul auf der Couch rumliegen. Von der »Mannheimer Lösung« für diesen Rechtsanspruch scheinen die Herren beim BGH noch nichts gehört zu haben: Um Krippenplätze anbieten zu können, wurden einfach die Hortplätze gestrichen. Im neuen Schuljahr stehen in der Quadratestadt geschätzte 500 – 1000 Kinder nach Schulschluss auf der Straße.

Manchmal da überkommt es mich und ich sehne mich nach einem Baby. So einem kleinen Wesen, das ich herzen und knuddeln kann. Vor Kurzem erst ist Gianna Nannini Mutter geworden, obwohl sie sogar noch ein paar Monate älter ist als ich. Gelegentlich ein verführerischer Gedanke, dennoch wäre das aus vielen Gründen keine Option für mich. Also gerate ich in diesen sentimentalen Momenten in Versuchung, zum Telefonhörer zu greifen und meinen Kindern unmissverständlich nahe zu legen, endlich ihre Kinderplanung in Angriff zu nehmen. Schließlich hat mich neulich erst ein Dreijähriger als »alte Oma« tituliert. Und ganz bestimmt würde ich sofort damit anfangen, Söckchen und Mützchen zu stricken.

Doch mit klarem Kopf und bei einer realistischen Sicht auf die Zustände kann ich ihnen eigentlich nur empfehlen: Solange derart weltfremde Urteile gefällt werden und Stadtverwaltungen zu solchen Tricks greifen, lasst das mit dem Kinderkriegen besser sein!

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