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Dieser Anruf kostet 25 Cent die Minute

»Wir bellen zweisprachig« ist das fünfte Buch, das wir über die Firma XYZ abwickeln. Wir sind mittlerweile Profis auf diesem Gebiet dachten wir wenigstens.

»Dieser Anruf kostet 25 Cent in der Minute.«

Lalallalalalalallala, tütütlitü, lalalallala

»Sie werden gleich zu unserem nächsten freien Platz weitergeleitet.«

Lalallalalalalallala, tütütlitü, lalalallala

»Sie werden gleich zu unserem nächsten freien Platz weitergeleitet.«

Lalallalalalalallala, tütütlitü, lalalallala

»Guten Tag. Sie sprechen mit der Firma XYZ. Mein Name ist xx. Wir sind stets bemüht, Ihnen weiterzuhelfen. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich habe ein Problem mit dem Upload und zwar «

»Oh welches unserer Produkte nutzen Sie denn? Wie Sie ja vielleicht wissen, haben wir a, b und c. Wenn Sie ein Problem mit dem Upload haben, vielleicht sollten Sie «

»Könnte ich Ihnen vielleicht erst mal mein Problem erklären?«

»Natürlich. Sie haben ja hier angerufen, damit wir das klären können. Worum geht es also?«

»Ich finde die Funktion »Upload einer fertigen pdf nicht.«

»Ja, da muss ich mal fragen, sie nutzen also unser Angebot a, wenn ich das richtig sehe?«

»Ja.«

»Nun, wenn Sie unser Angebot b oder c nutzen würden, dann könnten Sie uns ihre pdf auf einer CD als Datei schicken und wir «

»Können Sie mir nur sagen, weshalb ich diese Funktion nicht mehr finde? Bzw. wo ich sie finden kann?«

»Es würde vielleicht helfen, wenn ich in ihren Account sehen könnte. Nennen Sie mir doch mal Ihre Zugangsdaten. Das ist immer die Mailadresse und «

»info@hundespiel.de. Das Passwort lautet: Dackel.«

»Ich habe Sie leider nicht verstanden. Könnten Sie das bitte noch mal wiederholen?«

»info@hundespiel.de. Das Passwort lautet: Dackel.«

»Es tut mir leid. Das kann nicht richtig sein. Ich erhalte damit keinen Zugang.«

»Vielleicht weil ich gerade eingeloggt bin?«

»Das spielt keine Rolle. Wie lautet Ihr Zugang noch einmal?«

»info@hundespiel.de. Das Passwort: Dackel.«

»Sie müssen sich irren. Unter diesen Daten gibt es bei uns keinen Account.«

»Ich irre mich nicht. Aber vielleicht beantworten Sie mir einfach die Frage: Wohin ist die Funktion »Upload einer pdf verschwunden?«

»Sie ist sicher nicht verschwunden. Sie müssen etwas falsch gemacht haben. Und wenn Sie mir endlich den richtigen Zugang nennen würden, könnte ich vielleicht ja nachsehen «

»info@hundespiel.de. Passwort: Dackel.«

»Mit diesen Angaben kann ich mit leider nicht einloggen. Sind Sie sicher «

»Wohin ist die Funktion »Upload einer pdf verschwunden?«

»Sicher haben Sie bei Anmeldung des Projekts einen Fehler gemacht. Denn sonst würde diese Funktion angezeigt werden. Wir helfen Ihnen gern weiter, wenn Sie sich z. B. für unser Angebot b entscheiden …«

»Nein ich will nur wissen, wie ich meine zwei pdfs hochladen kann?«

»Stornieren Sie das Projekt und legen es neu an. Und achten Sie darauf, dass Sie dabei nicht wieder falsche Angaben machen und laden Sie danach Ihre pdfs hoch.«

»Was ist dann mit der ISBN Nummer?«

»Was meinen Sie?«

»Habe ich dann noch dieselbe ISBN Nummer?«

»Natürlich nicht!«

»Dann muss ich aber erst einmal meine pdfs auseinandernehmen und die andere ISBN Nummer einfügen.«

»Das ist ja wohl selbstverständlich.«

»Beim Cover wird das ein ziemlicher Aufwand werden.«

»Die andere Möglichkeit wäre, Sie kopieren Ihre pdfs ins Word. Danach laden Sie  sich unsere spezielle Software herunter, installieren Sie auf Ihrem PC. Dann uploaden Sie die Worddatei und wir machen daraus eine pdf. Das ist für Laien sowieso der bessere Weg. Die eigenen pdfs enthalten meist viele Fehler.«

Als ich der Liebsten diesen Satz zitierte, hätte meine Druckvorstufenfrau und Digitaldruckspezialistin gerne am Kronleuchter geschaukelt, wenn wir denn einen hätten.

»Sie glauben doch nicht, dass ich eine professionell erstellte pdf erst vom Word und dann von Ihnen verhunzen lasse?«

»Wie kommen Sie denn zu dieser Behauptung. Wir verhunzen doch nicht. Sie haben einen Fehler gemacht, sonst könnten Sie die pdf uploaden «

Bei einem altmodischen Telefon hätte ich den Hörer aufgeknallt. Bei meinem konnte ich leider nur einen Knopf drücken.

Ein paar Stunden später noch mal ein Versuch und ein ähnliches fruchtloses Gespräch mit einem zweiten Mitarbeiter

Ich übergebe den Fall der Fachfrau. Wozu gibt es denn Netzwerke wie Xing? Umwege, Beziehungen, Insiderinformationen und endlich können wir unsere pdfs hochladen allerdings mit der Software der Firma XYZ. Da ging kein Weg dran vorbei. Weder Mitarbeiterin Eins noch Mitarbeiter Zwei von »Dieser Anruf kostet 25 Cent die Minute«, haben uns diese Lösung vorgeschlagen. Die Frage, weshalb dieses Problem überhaupt entstanden ist, bleibt ungeklärt.

Endlich gelingt es mir, die pdf mit dem Buchblock hochzuladen. Erst werden die Maße moniert. Okay, da habe ich das Prinzip der Firmensoftware erst beim dritten Anlauf verstanden. Dann folgt die pdf mit dem Cover.

»Wir brauchen 300 dpi«, lautet die Meldung. »Ihre pdf hat nur 299 dpi.«

Ich greife erneut zum Telefonhörer, so langsam reicht es mir.

»He, du Druckvorstufenprofi. Deine pdf hat nur 299 dpi.«

Erst meint sie, ich scherze. Dann ist sie irritiert. Glücklicherweise hat sie den USB Stick dabei, auf dem auch diese pdf gespeichert ist. Sie jagt die pdf durch ihre Prüfprogramme. Ein Kollege wirft einen Blick darauf. Alles einwandfrei. Diese Meldung muss ein Fehler der Firma XYZ sein, vielleicht liegt es auch an der speziellen Software von XYZ? Dennoch wird noch einmal alles neu gespeichert.

Am Abend schreitet sie selbst zur Tat. »Wir brauchen 300 dpi«, lautet die Meldung. »Ihre pdf hat nur 299 dpi.«

Ich grinse. Sie telefoniert wieder herum und äußert danach eine sehr böse Vermutung, die ich hier nicht wiedergeben werde. Ich will mir ja keine Verleumdungsklage einhandeln.

Ach ja, der Probedruck brachte ein einwandfreies Ergebnis. Nun sind wir mal gespannt, was XYZ daraus macht.

 

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