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Falsche Götterboten

die Post, die kennen wir ja alle. Wir geben dort etwas zur Beförderung ab, bezahlen eine Gebühr und hoffen dann, dass das Paket oder der Brief auch ihren Bestimmungsort erreichen. Fromme Menschen schicken angeblich dabei noch ein kleines Gebet hinterher, keine Ahnung, ob das hilft.

Nun hat die Post in den letzten Jahren auf einigen Gebieten Konkurrenz bekommen. Konkurrenz, die mehr oder weniger offen damit wirbt, schneller, besser, zuverlässiger als die Post zu sein. Einer dieser Konkurrenten ist die Firma Hermes. Und als Hermes auch in unserem Ort einen Paketshop eröffnete, sind die Liebste und ich mit fliegenden Fahnen zu dem Götterboten übergelaufen. Ab sofort verschickten wir unsere Pakete, zu denen auch Büchersendungen über 1000 Gramm gehörten, mit Hermes. Zunächst ging auch alles gut. Die Pakete erreichten alle ihre EmpfängerInnen in Rekordzeit. Wir waren mehr als zufrieden.

Doch dann beschwerte sich eine Kundin, weil ihr Buch nach über einer Woche immer noch nicht angekommen war. Wie Hermes empfiehlt, gingen wir auf die Webseite, gaben in der Rubrik „Sendestatus“ die Paketnummer ein und erhielten zu unserer Verblüffung die Auskunft, unter dieser Nummer sei in den letzten dreißig Tagen kein Auftrag bearbeitet worden.

Was nun? Der Paketshop hatte an diesem Nachmittag geschlossen. Auf der Webseite von Hermes wurden zwei Möglichkeiten angeboten: telefonische Nachfrage über eine 0190 Nummer zu 60 Cent die Minute oder eine Mail zu schreiben. „Die verschlampen eine Sendung, und wenn man nachfragen will, verlangen sie 60 Cent für eine Minute!“ empörte sich die Liebste. „Nicht mit uns!“

Nein, wirklich nicht mit uns, also wollten wir eine Mail schreiben. Wir klickten einen Link an und erhielten die Meldung: „Die Seite wurde nicht gefunden“. Beim zweiten Link wurde behauptet, unser Emailprogramm entspreche nicht dem Standard und wir sollten doch bitte den Outlook Express installieren. Stimmt, unser Emailprogramm ist nicht das Bekannteste, dafür nutzen wir es aber schon seit mehr als neun Jahren mit den besten Erfahrungen. Die MacherInner der Hermeswebseite sind die Ersten, denen das nicht in den Kram paßt.

Nach einigem Suchen fanden wir schließlich eine Emailadresse und schrieben direkt aus unserem Mailprogramm heraus. Wir gaben alle wichtigen Daten an und baten um Aufklärung über den Verbleib des Pakets.

Am nächsten Morgen erkundigte sich die saure Kundin wieder nach ihrem Buch, obwohl wir ihr den Beleg als Scan geschickt und versichert hatten, alles in unserer Macht stehende zu unternehmen. Der Paketshop hatte nun zwar geöffnet, aber die zuständige Mitarbeiterin einen freien Tag. Die Firma Hermes meldete sich auf unsere Mail und bat um genauere Angaben. Angaben, die in unserer Mail bereits genannt worden waren und am Ende der Hermesmail wieder retour kamen.

Am dritten Tag verlangte die Kundin entweder ihr Buch ausgehändigt zu bekommen oder ihr Geld zurück. Im Paketsshop war die Mitarbeiterin zwar da, konnte uns aber nicht weiterhelfen. Der zufällig anwesende Paketfahrer fühlte sich ebenfalls für nichts zuständig und empfahl die teure 0190 Nummer. Rückte dann allerdings noch eine weitere Nummer heraus, die nur 6 Cent die Minute kostet.

Das Gespräch dauerte knapp zehn Minuten und endete wie das Hornbergerschießen. Wo ist das Buch? Keine Ahnung! Wer ist zuständig? – Keine Ahnung! Was können wir tun? Keine Ahnung! – und zum Schluss noch ein Tipp: Sagen doch ihrer Kundin, dass sie die 0190 Nummer anrufen soll, dann haben Sie nicht die Kosten… Und eine weitere Hermesmail, die sich mittlerweile wegen der Anhänge der Länge einer Klopapierrolle nähert. „Wir brauchen mehr Angaben…“

Ob Hermes bei der Post in die Lehre gegangen ist??? Dann sollte sie aber schnellstens das Formular „Nachforschungsauftrag“ drucken und ihren KundInnen bei Bedarf aushändigen, anstatt sich hinter dubiosen Telefonnummern, die sonst nur von Sexhotlinies angeboten werden, zu verstecken.

 

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