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Gefangene von facebook

»Was? Du bist nicht bei facebook?« war ich entsetzt gefragt und dann darüber aufgeklärt worden, dass die moderne Lesbe sich dort unbedingt vernetzen müsste. Brav meldete ich mich an, doch irgendwie wollte es mir nicht gelingen, den Umgang mit den verschiedenen Einstellungen sowieso Sinn und Zweck richtig zu begreifen. Der Account dümpelte monatelang vor sich hin, bis ich eines Tages die erste Freundschaftsanfrage erhielt. Eine Freundin aus Italien schrieb: »Huhu, ich habe dich hier gefunden.«

In den Wochen danach habe ich mir wirklich Mühe gegeben, ein gutes Facebookmitglied zu werden. Ich meldete mich bei Gruppen an, beantwortete Freundschaftsanfragen von Menschen, die ich nicht kannte, ja deren Sprache ich noch nicht mal verstand und verschickte selbst auch Freundschaftsfragen. Trotzdem hatten sich mir Sinn und Zweck immer noch so richtig nicht erschlossen und auch die Funktionen bereiteten mir weiter Schwierigkeiten. Plötzlich tauchte dort jeder einzelne Tweet auf, ich war Mitglied in einer Gruppe geworden, ohne zu wissen, wie das passieren konnte und bereits gelöschte Fotos erschienen bei jedem Einloggen neu auf dem Bildschirm. Hätte nur noch gefehlt, dass sie mir lange Nase machten und »Ätsch, bätsch« riefen.

Also kündigte ich den Account. Na ja, ich hatte gedacht, ich hätte ihn gekündigt, doch nach ein paar Monaten fand ich ihn auf google wieder. Als ich auf den Link klickte, passierte zunächst nichts. Am nächsten Morgen allerdings erhielt ich die Nachricht: »Glückwunsch, Ihr Account ist wieder aktiviert worden!« Empört loggte ich mich ein, um das Missverständnis zu klären und … keine Ahnung, was … drei Wochen später existierte der Account immer noch.

Drumherum hatte sich in dieser Zeit einiges getan. Ilse Aigner sagte dem Netzwerk Ade, aber gleichzeitig erhielt ich immer mehr Mitteilungen, die auf Facebookeinträge hinwiesen. Manche Gruppen, Vereine, Initiativen scheinen nur noch dort erreichbar zu sein und so entschied ich mich, nachzugeben und den Facebookaccount zu behalten. Unter telefonischer Anleitung einer Freundin versuchte ich, die Pinwand aufzuräumen und Einstellungen zu korrigieren, damit ich nicht wieder unversehens zum Fan irgendwelcher mir unbekannter Menschen gemacht werden kann. Es sah richtig gut – wenigstens ein paar Stunden lang.

Als ich mich das nächste Mal einloggte, bekam ich mit dem Firefox keine Grafiken mehr angezeigt. IE und google Chrome reagierten nicht auf die Anmeldeversuchte, erst mit dem Safari klappte es. Allerdings nur, um mir mitzuteilen, dass ich keine Freundschaftsanfragen mehr verschicken dürfte. Das Warum ist mir ein Rätsel und die Hilfefunktion erwies sich als wenig hilfreich. Nun habe ich einen Deko-Account, der sich nicht kündigen, aber mit dem sich auch nichts anfangen lässt.

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