»Frau Karnele hat einen an der Klatsche … und zwar gewaltig«, schrieb ein Herr vor ein paar Tagen, nachdem er den vor dreieinhalb Monaten erschienen Artikel »Erweitert Euren Sprachschatz: Lesbophobie!« entdeckt hatte.
Die dazu gehörige Studie der Journalistin Elke Amberg »Sag mir, wo die Lesben sind?« übersah er allerdings ebenso geflissentlich wie die Sendung von DRadio Wissen über »Unsichtbare Lesben«. Sonst er hätte vielleicht schreiben müssen, dass noch andere Lesben einen an der Klatsche haben.
Ich habe keine Ahnung, wer er ist, wie er heißt, wo er wohnt, ein Impressum konnte ich nicht finden. Als Autorin, die auf dieser Seite auch Werbung für einige ihrer Bücher macht, kann ich es mir leider nicht so einfach wie er machen und mich feige hinter einem Buchstabenkürzel verstecken. Ich bin gesetzlich dazu verpflichtet, meine Adresse der Welt bekannt zu geben.
Eine Tatsache, die ihn über Maßen zu erheitern scheint. Er findet es sehr lustig, dass wir seit Jahren von einem Stalker verfolgt werden, bei uns eingebrochen wurde oder wir regelmäßig Mails wie diese erhalten:
Gewalt gegen Frauen, die im Internet öffentlich »auftreten«, gegen Bloggerinnen, gibt es seiner Meinung nach aber sowieso nicht … und wenn, dann sind wir selbst schuld daran. Schließlich habe ich sogar Fotos von mir hier auf der Seite veröffentlicht. Unerhört, es gibt sogar Fotos von mir in Zeitungen, denn Autorinnen machen manchmal Lesungen. Das gehört zu unserem Beruf, genauso wie wir darauf achten, dass unser Urheberrecht gewahrt wird. Wir müssen das tun, wenn wir nicht verhungern wollen, doch das wäre jetzt ein anderes Thema.
Wie mein Bruder so schön meinte, nachdem er den Erguss gelesen hatte: »Bevor ich mich über den Kerl ärgern könnte, müsste ich ihn erst mal für voll nehmen können!«, hatte ich eigentlich nicht vor, mich dazu zu äußern …
… bis ich gestern von einer afrikanischen Lesbe erfuhr, die hier in Deutschland Asyl beantragt hat, und mich jemand in diesem Zusammenhang auf etwas aufmerksam machte. Zitat:
»von wegen sich über Worte und Überschriften lustig machen – gerade an Beispiel dieser Frau kann frau/man besonders krass sehen, welche Konsequenzen es haben kann nicht benannt zu werden. Denn die meisten Artikel über Verfolgung in ihrem Land handeln von Schwulen Männern. Das könnte sich ganz direkt auf ihre Anerkennung auswirken!!!«
Hier fängt die Lesbophobie dann an, lebensgefährlich zu werden.