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Keine Angst, Ihr feministischen/lesbischen Bloggerinnen, das ist nur geschmacklose Prosa!

Feministische und/oder lesbische Bloggerinnen sind ja daran gewöhnt, Mails der übelsten Sorte von Idioten zu erhalten. Darüber habe nicht nur ich schon mehrmals geschrieben und gesprochen, auch andere Frauen berichten ab und zu von solchen Nachrichten. Den meisten von ihnen geht es ähnlich wie mir: Wir sind an diese Scheiße bereits derart gewöhnt, dass wir auf fünf, sechs, sieben Mails gar nicht mehr reagieren, sondern sie achselzuckend und beinah schon automatisch einfach löschen.

Erst bei der Zehnten platzt uns plötzlich der Kragen, sie ist diejenige, die das Fass zum Überlaufen bringt, es reicht uns mal wieder. Dann twittern wir darüber oder greifen das Thema irgendwo anders im Internet auf oder posten die Mail auf hatr.org … oder erstatten vielleicht auch einmal Anzeige. Letzteres mit dem Wissen, dass sich der Aufwand wahrscheinlich nicht lohnen wird, weil solche Verfahren (oder Ermittlungen? Ich bin mir über den korrekten juristischen Begriff unsicher) umgehend wieder eingestellt werden.

Neulich erhielt ich mal wieder so eine Mail und twitterte erst einmal:

 

Dann erinnerte ich mich daran, was mir vor Längerem eine Freundin gesagt hatte: »Anzeige erstatten!«. Sie ist der Meinung, solche Dinge müssten dokumentiert werden. Wir dürften sie nicht als normales Verhalten bekloppter Männer ansehen, das wir stillschweigend über Jahre hinweg erdulden. »Schreibst du vielleicht Bloggern, du würdest sie demnächst kastrieren?«, wollte sie wissen und äußerte die Hoffnung, dass nach der 1000. Anzeige vielleicht doch mal ernsthaft nach den Verfassern gesucht werden wird. Außerdem glaubt sie nicht an »Hunde, die bellen, beißen nicht = Frauenfeinde, die sich mit Mails abreagieren, werden nicht gewalttätig«, sondern befürchtet, eines Tages reiche es so einem Kerl möglicherweise nicht mehr, nur schriftlich seinen Frust loszuwerden, und er werde zu anderen Mitteln greifen.

Also erstattete ich bei der Internetwache Baden-Württemberg Anzeige, die an die Polizeidirektion Mosbach weitergeleitet wurde und schließlich bei der Polizei Buchen landete. Ein Polizist rief mich an, wir unterhielten uns eine Weile und danach schickte ich ihm die aktuelle Mail und eine weitere, die ich noch im Original hatte, sowie den Screenshot einer dritten Mail.

Heute, zwei Wochen später, erhielt ich ein Schreiben der Staatsanwalt Mosbach. Nicht gerade überraschend heißt es darin: »Das Verfahren wird eingestellt.« Und weiter:

»Es bestehen bereits erhebliche Zweifel, ob die Übersendung des Textes per E-Mail den Straftatbestand der Bedrohung erfüllt, oder ob mit der Rechtsprechung des OLG Karlsruhe unter mehreren Auslegungsmöglichkeiten die wohlwollendste gewählt werden muss, wonach man im vorliegenden Fall nur zu einer geschmacklosen Prosa, nicht aber zu einer Bedrohung käme. Dafür spricht insbesondere auch die nicht konsistente Abfassung des Textes, in dem zunächst der Leser mit ‚Du‘ angesprochen wird, dann jedoch von einer Simone die Rede ist. Simone bezieht sich […] nicht […] auf den Namen der Anzeigeerstatterin.

Darüber hinaus bestehen jedoch auch keine sinnvollen Ermittlungsansätze […] Nach forensischer Erfahrung ist in derartigen Fällen eine Rückverfolgbarkeit nahezu ausgeschlossen.«

Ich sehe jetzt mal großzügig darüber hinweg, als »der Leser« bezeichnet worden zu sein, und nehme irritiert zur Kenntnis, dass von den drei Mails, die ich weitergeleitet habe, nur auf jene mit dem falschen Namen (Simone) direkt eingegangen wird. Außerdem weiß ich nun, dass es sich bei dem Betreff »Tabler du wirst gekillt« um keine Drohung handelt, sondern um ?? Eine freundliche Anmache oder wie oder was?? Und nicht zu vergessen: Texte dieser Art laufen bei Gerichten unter »geschmackloser Prosa«. Ob bei diesen Mails nun das Urheberrecht berücksichtigt werden muss?

In einem Gespräch mit Claudia Lindner (l-mag/im ersten Absatz verlinkt) habe ich damals wohl gesagt: … Was sich jedoch zu ändern scheint, ist, dass »inzwischen Anzeigen bei der Polizei ernster genommen werden« … Was für ein Irrtum!

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