Der Kerl kann einem Leid tun, wirklich. Als Frau, Lesbe und Feministin habe ich selten Mitleid mit dem männlichen Geschlecht. Aber er ist die Ausnahme, er ist wirklich ein armer Tropf.
Erst stirbt ihm die Frau weg und lässt ihn mit drei Kinderchen zurück. Dann verliebt er sich in eine Baronin. Doch die zieht es vor, in eine Großstadt zu verschwinden. Später kommt sie zwar zurück, aber nur um seinen besten Freund zu heiraten. Nebenbei bemerkt, der Freund scheint auch nicht so das Wahre zu sein. Denn irgendwann hat sie von Männern genug und taucht als Nonne wieder auf. Warum sie nicht lesbisch geworden ist, verstehe ich nicht. Aber wie gesagt, das auch nur nebenbei.
Es geht schließlich um IHN, den armen schicksalsgebeutelten Kerl.
Die nächste Frau in seinem Leben haut eines Tages auch einfach ab. Nach Afrika, weit weg von ihm. Zu ihrem Ex, wenn ich mich richtig erinnere.
Ihre Nachfolgerin bleibt wenigstens so lange bei ihm, bis er sie geheiratet hat. Sie schenkt ihm sogar noch einen weiteren Stammhalter. Doch dann fällt sie vom Pferd, bums, aus, tot. Zum zweiten Mal ist er Witwer geworden.
Kaum hat er sich von diesem Schicksalsschlag erholt, tritt wieder eine Frau in sein Leben. Auch die heiratet er eines Tages und bietet ihr ein Heim. Eine Zeit lang scheint alles gut zu gehen. Doch dann will die Undankbare lieber Karriere machen und lässt ihn sitzen. Dabei ist erst kurz vorher seine älteste Tochter bei einem Brand ums Leben gekommen.
Nun steht er da mit seinen Kindern und der Enkeltochter. Seine Haare sind im Lauf der Jahre immer grauer geworden und tiefe Sorgenfalten haben sich in sein Gesicht gegraben. Doch er lässt sich nicht unterkriegen. Nein, er doch nicht.
Außerdem ist die nächste Frau bereits in Sichtweite. Eine wunderschöne Tierärtztin, die liebevoll seinen Hund behandelt. Das sie Jahrzehnte jünger ist, tut dem vorsichtigen Flirt keinen Abbruch. Im Gegenteil, weitere Kinder scheinen garantiert.
Er adoptiert die Enkelin und bringt ihr bei, ihn Papa zu nennen. Mit Adoptionen hat er bereits Erfahrung. Schon einige Jahre vorher hat er den Nachbarssohn adoptiert … wo dessen Eltern abgeblieben sind, konnte ich bei meinen Recherchen leider nicht heraus finden. Wahrscheinlich wurde der Vater von einem Waldgeist gefressen, während eine schlimme Krankheit die Mutter dahin raffte … Den Jungen scheint es auch nicht berührt zu haben, bereits eine Folge später nannte auch er IHN „Papa“.
Nur eine Frau ist ihm in all den Jahren erhalten geblieben. Seine Schwiegermutter. Die Mutter seiner ersten Frau. Auch wenn die sich irgendwann mit einem anderen Alten zusammentat, für ihn und die Kinder ist sie immer da.
Sie hat jede neue Frau an seiner Seite als Tochterersatz herzlich in ihre Arme geschlossen und jedes neue Kind als ihr leibliches Enkelkind betrachtet. Obwohl sie nicht mehr so rüstig ist, eilt sie noch jeden Tag zu ihm. Zum Kochen, Waschen und Putzen.
Wacklig ist sie ja geworden in all den Jahren. Na ja, ist auch kein Wunder, sie ist bereits über 80. Aber sie ist ein Vorbild für uns alle: neben ihrem eigenen Haushalt und ihrem Lebensgefährten versorgt sie seinen Haushalt, hat den Führerschein gemacht, restauriert Möbel, hält das Schloss der abtrünnigen Nonnenbaronin sauber und hat sich neulich sogar noch einen Computer zugelegt.
Eine Energiebombe ist diese Frau, genau wie er. Jeder andere Beamte wäre in seinem Alter längst im Ruhestand. Schließlich ist er bereits seit mehr als einem Jahr pensionsberechtigt.
Doch er gibt nicht auf. Er macht auch keinen Platz für nachfolgende arbeitslose Generationen. Er folgt gehorsam unserer Regierung: Arbeiten bis zum Umfallen, bloß nicht den Staatskassen zur Last fallen.
Außerdem, wer weiß, was dann aus dem Bayrischen Wald würde? Wenn er nicht mehr dafür sorgt, dass die gemeine rotgelbe Laubmilbenlaus auch so geschützt wird, wie es ihr zusteht??
Ob sein Nachfolger denn auch Wege absperren und landwirtschaftliche Betriebe ruinieren würde, damit die seltene blaue Blume in Ruhe blühen kann? Bestimmt nicht. Niemand kann sich so wie er um Holz, Wald und Wiesen kümmern. Er ist Umweltschützer in Reinnatur, mit samt seinen Lederhosen und dem neckischem grünen Hütchen.
Menschen sind ersetzbar, das weiß er aus seinem Leben, besonders die Frauen sind austauschbar. Bäume hingegen brauchen Jahrhunderte bis sie wieder nachgewachsen sind…
….und all diesen Blödsinn sehen sich deutsche Fernsehzuschauer seit fast zwanzig Jahren an. Der Quotenrenner des ZDFs, ein Ende scheint nicht abzusehen. Eine harmlos kitschige Familienserie nannte es neulich eine Bekannte.
Harmlos?
Dieser Wald- und Wiesenschmachtfetzen richtet mehr geistigen Schaden an als jeder Horrorfilm. Dass Freddy Krüger eine Erfindung ist, wissen schon die Kleinsten – den Förster aus dem bayrischen Silberwald mit seinem abstrusen Frauenbild halten sie für normal.
Wann macht der Kettensägenmörder dem Kerl endlich den Garaus? Nicht nur Frauen sind ersetzbar, meine Herren vom ZDF!