Im Wartezimmer der Mammografiesprechstunde sitzen außer mir noch weitere vier Frauen. Zwei füllen den Fragebogen aus, eine durchwühlt seit mindestens fünf Minuten ihre Handtasche, eine starrt aus dem Fenster und ich blättere gelangweilt in einem uralten Spiegel. Es ist sehr ruhig, keine von uns sagt ein Wort. Ab und an läuft eine der Damen vom medizinischen Personal vorbei.
Dann betreten eine weitere Frau und ein Mann das Wartezimmer. Ihn konnte man schon hören, bevor er noch zu sehen war. Unruhe kommt auf, während er seine Frau auf einen freien Stuhl dirigiert, einen Fragebogen organisiert und wissen will, ob sie denn ihre Krankenkassenkarte auch eingesteckt habe. Mit einem lauten Seufzer sieht er die alten Illustrierten durch und fängt an, sich über das schlechte Wetter auszulassen.
Er unterhält sich nicht mit seiner Frau, sondern mit uns allen oder vielleicht auch mit der Luft, denn eine Antwort scheint er nicht zu erwarten. Die Frau neben mir schließt ihre Handtasche, krallt sich an den Henkeln fest und rutscht mit ihrem Stuhl ein paar Zentimeter weg von dem Mann in meine Richtung. Die, die bisher aus dem Fenster gestarrt hat, steht auf und verlässt den Raum.
Auch nach zwei Tagen weiß ich immer noch nicht, wie ich ihn finden soll? Ist er ein netter Mann, weil er seine Frau begleitet hat? Oder ist er einfach nur ein Störenfried in einem weiblichen Raum?
Ich denke nicht zum ersten Mal darüber nach, es beschäftigt mich auch nach jedem Besuch bei der Frauenärztin. Vor einigen Jahren noch waren Männer dort die absolute Ausnahme gewesen, Exoten, denen man ansehen konnte, dass sie sich ebenso unwohl fühlten wie Frauen. Mittlerweile begleiten immer mehr Männer ihre Partnerinnen, nicht nur zu Schwangerschaftsterminen, sondern auch wenn es um Fragen der Verhütung geht.
Ich finde es toll, dass sie Verantwortung übernehmen, und würde mich gegebenenfalls fürchterlich darüber aufregen, wenn sie es nicht täten. Gleichzeitig fühle ich mich von ihrer Anwesenheit entsetzlich gestört. Allein, weil sie im Wartezimmer sitzen, scheinen sie in meine Intimsphäre einzudringen.
Geht das nur mir als Lesbe so oder haben Heteras ähnliche Gefühle?