Seit heute ist der Wahl-O-Mat für die Bundestagswahl 2013 online. Seine Empfehlung für mich unterscheidet sich kaum von denen der letzten Wahlen: Die meisten Übereinstimmungen, nämlich fast 87 %, habe ich mit einer Partei, die ich nicht wählen werde. Nicht wählen will, nicht einmal mit Bauchschmerzen wählen könnte: die Linke. Jedes Mal, wenn ich bereit bin, mich für diese Partei vorsichtig zu öffnen, zum Beispiel, nachdem ich Petra Pau eine Weile zugehört habe, setzt sich irgendein Betonkopf vom Ortsverein Janzweitdraußen in Szene und will Honecker posthum heiligsprechen lassen oder Ähnliches. Ich denke an Mauertote und Stasi und schon ist es wieder vorbei mit der Annäherung.
Die wenigsten Übereinstimmungen gibt es mit der CDU. Wenig überraschend, einerseits. Andererseits: ich mag Angela Merkel und hätte angesichts der akutellen Alternative Steinbrück nichts dagegen, wenn sie Bundeskanzlerin bliebe. Wohlgemerkt: ich mag sie, nicht ihre Politik beziehungsweise nur sehr wenig davon, laut Wahl-O-Mat stimme ich zu ca. 30 % mit dem CDU Programm überein.
Mir gefällt gerade das, was viele andere so heftig kritisieren: ihr Führungsstil, ihre Zurückgenommenheit in privaten Dingen, ihre Fähigkeit, eine radikale Kehrtwende zu vollziehen und nicht in hirnloser Besserwisserei zu verharren, wenn sich etwas als falsch oder undurchführbar herausstellt. Das beste Beispiel dafür ist der Ausstieg aus Atomenergie, als die Physikerin und Atomkraftbefürworterin nach Fukushima einsehen musste, das Risiko ist einfach zu groß, weil Menschen Fehler machen und eine kleine Unachtsamkeit katastrophale Folgen haben kann.
Mir ist nicht ganz klar, ob es an meinem zunehmenden Alter liegt oder mir einfach immer noch der Horror über den Gockel Gerhard Schröder in den Knochen sitzt, aber eine Person wie ihn will ich auf keinen Fall mehr als Kanzler_in. Schon gar nicht zurzeit, wo wir bereits einen Bundespräsidenten haben, der zwar vollkommen anders als Schröder auftritt, ihm aber in seiner Art, von sich selbst absolut überzeugt zu sein, sehr ähnlich ist. Auch hier wird Angela Merkel oft vorgeworfen, auf das falsche Pferd namens Wulff gesetzt zu haben, doch Antje Schrupp hat es mal treffend ausgedrückt: Sie wird gewusst haben, warum sie Gauck nicht als Präsidenten wollte. Wahrscheinlich war ihr auch klar gewesen, dass Wulff kein optimaler Kandidat war, doch wen hätte sie denn sonst ihrer Partei, den Wahlfrauen und –männern der CDU als mehrheitsfähig anbieten können?
Dass ihr charming boy von und zu und weg Guttenberg privat sehr sympathisch war, vermag ich mir auch nicht so richtig vorstellen, doch dass er sich letztendlich als Fälscher entpuppte, kann ihr genauso wenig angelastet werden wie die Tatsache, dass Wulff sich als latent bestechlich erwies (oder wie man diese Geldgeschichten auch immer bezeichnen soll). Sie habe ein unglückliches Händchen bei der Auswahl ihrer Minister, wird gerne gesagt. Was soll sie denn machen, wenn sie nur aus einem Haufen Idioten auswählen kann oder ihr aus Proporzgründen von einem Landesverband Kristina Schröder als Familienministerin aufs Auge gedrückt wird?
Bei dieser Wahl weiß ich eigentlich nur, welche Ergebnisse ich nicht will: Ich will nicht mehr von schwarz-gelb regiert werden, ganz besonders nicht von Brüderle und Rösler und eine große Koalition ist mir aus Prinzip unsympathisch. Dass es für rot-grün reichen wird, halten wahrscheinlich nur die für möglich, die auch an den eierlegenden Osterhasen glauben. Gleiches gilt für rot-rot-grün oder rot-grün-gelb-orange oder …
Sonstige Alternativen?
Mir fällt da nur schwarz-grün ein. Zähneknirschend und mit einer riesigen Wut im Bauch, dass die momentan vorhandenen Politiker_innen und die Erfahrungen der letzten Jahre aus mir letztendlich doch noch eine vom „Realoflügel“ gemacht haben.