Wertheim ist knapp 50 km von uns entfernt. Ein Fachwerkstädtchen mit derzeit ca. 24.000 Einwohner_innen, idyllisch gelegen zwischen Main und Tauber, Spessart und Odenwald. Es sieht genau so aus, wie sich die amerikanischen und japanischen Urlaubsreisenden, denen ich schon so oft in Heidelberg begegnet bin, Deutschland vorstellen zu scheinen. »How lovely«, »How nice«, klick, klick, hundert Fotos und dann wieder ab in den Bus und weiter.
»Moschee, nein danke« heißt ein Film, der 2006-2008 in Wertheim gedreht wurde und erzählt von einem Moscheebaukonflikt. Als ich mich heute früh mal wieder durch die Fernsehprogramme zappte, wurde er gerade auf 3sat wiederholt.
Die wirklich grusligen Statements, wie z. B. von einem ehemaligen Bürgermeister, gibt es nicht auf YouTube, doch der Rassismus ist nur ein Aspekt dieser Auseinandersetzungen. Der andere: In dem 60 Minuten langen Film tauchen Frauen beinah ausschließlich nur als stumme Statistinnen auf.
Ob es in Wertheim eine Moschee geben sollte beziehungsweise wie diese dann aussehen könnte, scheint die Frauen dort, gleich welcher Religion, nicht interessiert zu haben. Oder falls sie eine Meinung dazu hatten, durften/wollten/sollten sie diese nicht öffentlich äußern. Und das hatte vermutlich nicht der Regisseur zu verantworten, sondern die Männer, die diese Auseinandersetzung führten, sowohl die Christen als auch die Muslime.
Je länger dieser Film lief, desto mehr drängte sich bei mir der Verdacht auf, hier ging es gar nicht um eine Moschee, sondern um Revierkämpfe. Ein bisschen wie bei unserem Hund: Beinchen heben und markieren, damit Bello von nebenan weiß, wer das Sagen hat.