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Das Fitnessprogramm, Teil 2


Nachdem unser Jogging Programm trotz des Bestsellers Fit und Fittiger sich nicht so ganz als das Wahre erwies, beschlossen meine Liebste und ich schwimmen zu gehen. Schwimmen ist gesund und die ideale Therapie bei Rücken- und Gelenkschmerzen, behaupten wenigstens die Orthopäden, wie mir meine Liebste erklärte. Warum allerdings Franziska van Almsick wegen eines Bandscheibenvorfalls diese Saison ausfallen lassen muss, konnte sie mir auch nicht erklären.

Aber irgendwie mussten wir ja dem Couchpotato Syndrom entgegen wirken. Und außerdem braucht frau beim Schwimmen nicht erst mal 200 DM für Turnschuhe investieren. Angesichts unserer finanziellen Lage ein ausschlaggebendes Argument, und so gaben wir auch nur schlappe 100 Mark für einen neuen Badeanzug aus. Für jede von uns.

Nun leben meine Liebste und ich aber auf dem Land, wo Schwimmbäder beinah so rar wie ebene Waldwege. Meist liegen sie in oder direkt neben einer Schule und sind vormittags für die nicht schulpflichtige Bevölkerung geschlossen. Nachmittags sind sie geöffnet. Für die Seniorenschwimmgruppe der Volkshochschule. Oder für den Schwimmsportverein. Oder für die Elterngruppe „Intelligente Babys durch Wasserstrampeln“.

Meine Liebste und ich wollten in keinen Verein eintreten. Zu den Senioren zählen wir auch nicht, obwohl wir uns gelegentlich schon mal so fühlen. Und die Mutter des einzigen Babys in unserem Bekanntenkreis hatte was gegen dreijährige AbiturientInnen und weigerte sich, das Kind auszuleihen. So blieben uns diese Schwimmbäder auch nachmittags verschlossen.

Aber als Landlesben kämpften wir nicht das erste Mal mit derartigen Widrigkeiten und nach einigen Tagen erfuhren wir von einem für die Allgemeinheit zugänglichem Schwimmbad in einem nicht allzu weit entfernten Dorf. Also nichts wie die Badesachen eingepackt, rein ins Auto und hin. Der Parkplatz vor dem Freibad war völlig leer. An dem Kassenhuschen hing ein Schild mit den Öffnungszeiten. Diese waren vom Wetter abhängig. Bei gutem Wetter war das Bad geöffnet, bei schlechten geschlossen. Und wann das Wetter gut, und wann es schlecht war, hing von der Laune des Bademeisters und seinen sonstigen Terminen ab, wie uns ein Jugendlicher grinsend erklärte. An diesem Tag war das Wetter eben schlecht, trotz strahlenden Sonnenscheins und 25 Grad im Schatten.

Schlauer geworden riefen wir am nächsten Morgen vorsichtshalber erst einmal an. Und siehe da, das Wetter war gut und das Freibad geöffnet. Der leichte Nieselregen konnte uns nicht vom Schwimmen abhalten. Nass wurden wir eh. Erfreut stellten wir fest, dass nur Frauen im Wasser schwammen. Wir waren so lange erfreut, bis wir feststellten, dass wir in eine Landfrauengruppe geraten waren. Eingeklemmt zwischen Brustschwimmerinnen zur Linken und KraulerInnen zu rechten, die sich über unsere Köpfe hinweg den neusten Dorfklatsch und Backrezepte zuriefen, wollte der rechte Spaß nicht so aufkommen.

Der nächste Versuch galt dem Schwimmbad einer nahe gelegenen Kurstadt. Eigentlich hätte ich gewarnt sein müssen. Hatte ich doch in einem Buch von Evelyn Sanders gelesen, dass in diesem Bad nur im Kreis geschwommen werden darf. Trotzdem bezahlten wir den astronomischen Eintrittspreis incl. Kurtaxe. Als wir die heiligen Hallen endlich erreichten, begriffen wir sofort, weshalb dort nur im Kreis geschwommen werden durfte. Das Becken war nicht viel größer als unsere Badewanne. Bei diesem Anblick bekam ich einen Lachkrampf und erntete von rechts und links bitterböse Blicke. Wir verließen das Bad fluchtartig. Meine Liebste warb um Verständnis fr die armen Menschen, die wahrscheinlich zwangsweise in dieser Badewanne schwimmen mussten und darüber hinaus auch noch ausgehungert waren, weil in der Kur auf Diät gesetzt. Damit sich der Eintrittspreis wenigstens etwas lohnte, duschten wir noch einmal ausgiebig und wuschen uns die Haare, obwohl mehrmaliges Haarewaschen an einem Tag nicht so besonders gesund sein soll.

Das nächste Schwimmbad musste ich allein erproben, da meine Liebste anderweitig beschäftigt war. Es war ebenfalls in einem Kurbad, ich hatte gar nicht so richtig gewusst, in was fr einer gesunden Region ich lebe. Das Auto musste ich unterhalb des Schwimmbades in einer Tiefgarage abstellen. Von dort führte eine Treppe zum Kassenhuschen, wo ein großes Schild hing: „Heute geschlossen“. Wieder beim Auto stellte ich fest, dass ich aus der Garage nicht mehr herauskam. Denn die Schranke ließ sich nur mit der gelochten Eintrittskarte für das Schwimmbad öffnen. Es dauerte über eine Stunde, bis der mit Handy herbeigerufene Hausmeister mich oder besser mein Auto aus den Klauen der Tiefgarage befreit hatte. Die Antwort, die ich zu Hause meiner Liebsten gab, als sie fragte: „Nun, wie war das Schwimmen?“ gebe ich nun aber nicht wieder.

 

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