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Equal Pay Day 2019 – 10 Jahre: Was verdient Pickel-Schweißfuß-Meier?

2019

In den letzten zehn Jahren hat sich bezüglich der Gehaltsschere nicht viel geändert. Noch immer verdient Pickel-Schweißfuß-Meier aus dem Büro nebenan ungefähr 20% mehr als die Kollegin an einem vergleichbaren Arbeitsplatz. Nur die Argumente dafür sind etwas zahlreicher und blumiger geworden. Mit »Als Frau steht Ihnen nicht mehr zu« wird heute kaum noch ein Betrieb die Forderung nach gleicher Bezahlung bei vergleichbarer Arbeit abschmettern. Stattdessen müssen nun falsche Berufswahl, Teilzeitarbeit, fehlende Berufserfahrung wegen Erziehungszeiten u.ä. als Begründungen herhalten. In der Theorie. In der Praxis besteht nach wie vor das Haupthindernis: Frauen erfahren erst gar nicht, welche Gehälter und Sonderleistungen gezahlt werden.

2018

Am 1. Januar trat das »Gesetz zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen« in Kraft. Eine Mogelpackung. Denn es gilt nur für Betriebe mit mehr als 200 Mitarbeiter:innen und ermöglicht auch keinen direkten Vergleich. Auskünfte gibt es nur über das durchschnittliche Bruttoentgelt von mindestens sechs Kollegen, die eine vergleichbare Arbeit ausführen. Je kleiner die Firma, je spezialisierter die einzelnen Arbeitsplätze, desto weniger greift das Gesetz. Im Klartext: wahrscheinlich nur sehr selten.

2013

Same procedure as every year, da sich in Bezug auf gleiche Bezahlung in diesem Land nichts verändert, bleibt »Was verdient Pickel-Schweißfuß-Meier?« so aktuell wie eh und je.

2012

Am 23. März ist wieder Equal Pay Day.

Deutschland laut OECD Schlusslicht. Krasses Lohngefälle zwischen Männern und Frauen

2011

equal pay day 2011Am 25. März ist wieder einmal der Equal Pay Day. Seit dem Beitrag »Was verdient Pickel-Schweißfuß-Meier?« vom April 2009 einschließlich der Aktualisierungen aus dem Jahr 2010 hat sich an der Gesamtsituation nichts geändert. Nur davon abgesehen, dass Frau von der Leyen inzwischen ins Arbeitsministerium gewechselt hat und ihre Nachfolgerin Kristina Köhler/Schröder mit Frauenthemen die eine oder andere Schwierigkeit zu haben scheint.

Für mich besteht kein Grund, etwas Neues zu schreiben und deshalb erinnere ich einfach nur an Pickel-Schweißfuß-Meier. Vielleicht wird daraus ja so eine Art jährlicher Running Gag.

2010

Vor einigen Tagen veröffentlichte die Hans-Böckler-Stiftung eine Studie mit der Überschrift »Selbst Berufsanfängerinnen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen«. Für mich war das Anlass, die Kolumne »Was verdient Pickel-Schweißfuß-Meier« vom April 2009 leicht zu überarbeiten und zu ergänzen.

2009

Es ist schon beinah zwanzig Jahre her, da wurde mit den Worten: »Im Gegensatz zu Ihren männlichen Kollegen tragen Sie keine Verantwortung für eine Familie. Und überhaupt, als Frau können Sie doch nicht solche Ansprüche stellen.« die Forderung der Liebsten nach einer Gehaltserhöhung abgeschmettert. Das Argument, eine sehr gefräßige und gleichzeitig geringverdienende Autorin versorgen zu müssen, stand ihr damals noch nicht zur Verfügung. Wir trafen und verliebten uns erst später.

So blieb der Liebsten nichts anderes übrig, als ihre Konsequenzen zu ziehen und sich bei der nächstbesten Gelegenheit auf Nimmerwiedersehen zu verabschieden. Jener Chef führte nach ihrem Abgang den Betrieb allmählich in die Pleite. Leider ist zu befürchten, dass er heute noch nicht den Zusammenhang zwischen unterbezahlten qualifizierten Frauen, überbezahlten unfähigen Männern und dem Konkurs seiner Firma begriffen hat.

In den letzten Jahren hat sich unser Land drastisch verändert. Ausgerechnet die CDU bescherte uns eine Frau als Bundeskanzlerin und sozusagen als Sahnehäubchen obendrauf gab es dazu noch eine Familienministerin, die sich die Vereinbarkeit von Kindern und Berufstätigkeit auf ihre Fahnen geschrieben hat. Medienwirksam sorgt sie dafür, dass über dieses Thema endlich laut gesprochen und gestritten wird, und es nicht in der Rubrik »Frauen und Gedöns« (Zitat Gerhard Schröder) ein Schattendasein führt. Zum ersten Mal besteht für eine Frau die wirklich realistische Chance zur Bundespräsidentin gewählt zu werden, und die Kandidatin muss nicht wie bislang üblich nur als Grußauguste ihrer Partei herhalten. Weit mehr junge Frauen als junge Männer machen mittlerweile Abitur und schließen danach erfolgreich eine Berufsausbildung oder ein Studium ab. Es gibt Soldatinnen bei der Bundeswehr und auch bei der Polizei gehört der Anblick von Frauen zum selbstverständlichen Alltag.

Nicht geändert hingegen hat sich, dass Frauen bei gleicher Qualifikation für dieselbe Arbeit schlechter als Männer bezahlt werden. In der Regel verdienen sie über ein Fünftel weniger als ihre Kollegen. Die Differenz von diesen 20 Prozent begründet sich allein auf das Vorhandensein eines Y Chromosoms.

Jutta Limbachs pessimistische Prognose Anfang der Neunziger, bei unserem Tempo dauere es noch an die dreihundert Jahre, bis Frauen eine tatsächliche Gleichstellung erreicht hätten, hat nichts von seiner Aktualität verloren. Frauen müssen doppelt so gut sein und doppelt so viel leisten, um dieselbe Anerkennung wie Männer im Beruf zu erreichen. Das bleibt schlicht eine Binsenweisheit. Mädchen fangen bereits in der ersten Klasse an, dies zu erahnen und erfahren es schmerzlich am eigenen Leib spätestens dann, wenn sie sich als Erwachsene erdreisten, einen Beruf zu wählen, der nicht zu dem Bereich der typischen Frauenberufe gehört.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen von der Regel. Ich habe es zwar nicht recherchiert, aber ich gehe davon aus, dass Angela Merkels Gehalt dem ihres männlichen Vorgängers entspricht. In der Beamtenschaft gibt es für Frauen und Männer denselben Lohn. Auch in der Pflege verdienen die Männer nicht mehr als die Frauen. Hier geht es dann »nur« noch um Chancengleichheit bei Gehaltszulagen und Beförderungen.

Doch die Damen, die Autos reparieren – wie heißen die eigentlich heutzutage? –, Ingenieurinnen, Technikerinnen, Chemikerinnen, Physikerinnen, LKW Fahrerinnen und all die anderen Frauen, die in der freien Wirtschaft einen einstmals rein männlichen Beruf ausüben, müssen sich jeden Cent Angleichung an den Verdienst eines männlichen Pendants schwer erkämpfen. Im Falle eines Falles berechnen sich nach dieser Summe ein niedrigeres Arbeitslosengeld und später einmal eine geringere Rente. So müssten diese Frauen mit ihrem um ein Fünftel gekürzten Gehalt gleichzeitig höhere Beiträge für eine private Altersvorsorge zurücklegen, um sich dereinst denselben Lebensstandard wie der Kollege, mit dem sie über Jahre zusammen gearbeitet haben, leisten zu können.

»Müssen« sie sich erkämpfen …

… doch das setzte voraus, dass sie auch Kenntnis davon haben, welche Gehälter wirklich in ihrem Betrieb bezahlt werden. Viele der Frauen können die Ungleichbehandlung nur ahnen. Wirklich beweisen können sie es in den seltensten Fällen. Denn dazu müssten sie ihrem männlichen Kollegen die Lohnabrechnung klauen oder die Damen aus der Buchhaltung bestechen, aus Solidaritätsgründen ihre Schweigegelübde zu brechen und damit ihren Arbeitsplatz zu riskieren. Welche Frau bringt es denn tatsächlich über sich, mit Pickel-Schweißfuß-Meier aus dem Büro nebenan eine Affäre nach Spioninnenart zu beginnen, um ihm das Geheimnis seiner Einkünfte entlocken zu können? Das dürfte wahrscheinlich nur selten der Fall sein. Diese Geheimniskrämerei schützt das System der ungleichen Bezahlung besser als eine Mutter ihr Kleinkind.

»Über das Gehalt spricht man nicht«, heißt es im besseren Fall und im Schlechteren steht sogar im Vertrag, dass darüber kein Wort verloren werden darf. So sitzt dann die Technikerin da und leistet ihre doppelte Arbeit, indem sie gleichzeitig telefoniert und den Computer mit Daten füttert. Währenddessen stöhnt der Mann am PC daneben alle paar Minuten laut auf, damit auch alle wissen, wie sehr er unter Stress steht. Ans Telefon geht er sowieso nicht, schließlich ist er als Mann ja nicht multitaskingfähig. Was kann er denn dafür, dass ihn die Natur damit nicht ausgestattet hat?

In der Theorie kann die Frau sich manchmal wenigstens sicher sein, dass ihr laut Tarifvertrag dieselbe Summe wie ihm zusteht. Doch in der Praxis hat sie keine Ahnung davon, ob ihm nicht bereits bei der Einstellung schon eine bessere Gruppierung oder gewisse Sonderzahlungen zugestanden wurden. Solange die Gehälter in den Unternehmen ein finsteres Geheimnis bleiben, wird es für Frauen nie eine gleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit geben.

Nachtrag 2010:

Auf meine naive Annahme, wenigstens im Pflegebereich verdienten Frauen dasselbe wie Männer, reagierten zwei Krankenschwestern aus unserem Freundinnenkreis mit höhnischem Lachen.

»Männer werden automatisch zum ‚Gerätebeauftragten‘ der Station ernannt, selbst wenn sie nicht mal einen Schraubenzieher beim Namen nennen können«, nannten sie als eines von vielen Beispielen und erzählten, damit verbunden sei automatisch eine bessere Tarifeinstufung. Und die oben genannte Studie bestätigt das. Im Gesundheits- und Sozialwesen steigen Frauen mit einem monatlichen Verdienst von 2099 Euro ein, Männer hingegen fangen mit 2658 Euro an.

Auch wenn es kaum zu glauben ist, hat sich dennoch bereits viel in diesem Bereich getan. Aus einem Bericht des Statistischen Bundesamts geht hervor: Im Jahre 1960 betrug die Differenz bei Löhnen und Gehältern tatsächlich ca. 50%. Frau soll die Hoffnung ja nie aufgeben, wenn es so weiter geht, könnte der weibliche Teil der Bevölkerung in noch nicht einmal fünfzig Jahren endlich die gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit und Qualifikation erreicht haben!

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