Neulich flatterte mal wieder die Renteninformation ins Haus. Sie wird einmal im Jahr ungebeten zugestellt, wahrscheinlich, weil man Frauen wie mich daran erinnern will, dass unsere bisher erworbenen Rentenansprüche dereinst weder zum Leben noch zum Sterben reichen werden. Manchmal habe ich den Verdacht, beim Versand dieser Post schwingt unterschwellig die Hoffnung mit, vielleicht nehmen sie sich ja einen Strick, bevor sie gaga werden und der Allgemeinheit zur Last fallen.
Viele Jahre lang haben bei mir die Schreiben auch beinah ihr Ziel erreicht. Ein ums andere Mal überkam mich ein fürchterlich schlechtes Gewissen, weil mein bisheriges Berufsleben so chaotisch war und ist und meine Rentenanwartschaftszeiten voller Lücken sind. Das änderte sich erst, nachdem ich die Renteninformation der Liebsten zu Gesicht bekommen hatte. Im Gegensatz zu mir kann sie seit ihrem 18. Lebensjahr einen beinah lückenlosen Verlauf aufweisen. Trotzdem wird ihre Rente voraussichtlich kaum den Betrag der Grundsicherung übersteigen, denn in den ersten zwanzig Jahren verdiente sie gerade genug, um nicht zu verhungern oder zu erfrieren. Aus familiären Gründen örtlich fest (an)gebunden, musste sie ein Gehalt akzeptieren, das nach dem System „Egal, welche Qualifikation, Männer als momentane oder zukünftige Versorger einer Familie brauchen wesentlich mehr Geld als Frauen“ gezahlt wurde.
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