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Wahlkrämpfe

Nun ist es also soweit. Jahrelang, ach was, jahrzehntelang, habe ich, haben Frauen allgemein eine Kandidatin für höchste politische Weihen gefordert. Wir würden alles wählen, haben wir großspurig behauptet, Hauptsache Frau. »Warum wird denn nie eine Frau aufgestellt?« haben wir immer wieder genörgelt und nun?

Nun bescherte unser aller Schröder uns mit seiner Hauruckaktion eine Kanzlerkandidatin, eine Frau, jawohl, ein weibliches Wesen. Wie immer wählte er den indirekten Weg, so hinten rum und höhnisch grinsend. »Ihr wollt nicht so, wie ich will? Euch zeig ich es « Ich konnte den Kerl ja nie leiden.

Die Männer der CDU, erst mal sprach- und fassungslos, verfrachteten die Kandidatin noch kurz auf eine Schönheitsfarm, bevor sie ihre erzwungene Hals-über-Kopf-Entscheidung offiziell bekannt gaben. Zähneknirschend präsentierte Edi aus Bayern die neue Angelina, diese geschiedene kinderlose evangelische Ossifrau; schlimmer wäre es für einen Bayern nur, wenn sie sich auch noch als lesbisch entpuppen würde.

Blondiert, die Wimpern getuscht und mit dem Augenaufschlag von Lady Di niedlich sieht sie neuerdings aus. »Macht macht sexy«, titelte ein Boulevard Blatt. Fehlt nur noch, dass sie demnächst im Bikini als Busenfräulein auf Seite 1 posiert. Niemand macht mehr dumme Witze über ihre Frisur. Und das mit den zu kurzen Jacken ihrer schlecht sitzenden Hosenanzüge wird sie auch noch geregelt bekommen.

Wir Frauen stehen nun da und gucken blöd aus der Wäsche, wenn wir uns nicht gerade mit Bauchkrämpfen auf dem Boden wälzen und in den Teppich beißen. Einige haben noch gar nicht richtig begriffen, was hier passiert ist, und regen sich noch über diese wundersame Verwandlung auf. »Welchem Mann würde denn so was zugemutet?« fragen sie empört. »Würde etwa ein Mann für eine politische Kandidatur seine Haare blondieren?«

Nein, natürlich nicht, es ist ja sogar gerichtlich festgestellt worden, dass Schröders Haare nicht gefärbt sind! Besonders Fixe aus unserem Umfeld haben sich bereits abgesetzt. Nee, nee, so sei das ja nie gemeint gewesen, das mit der Frau wählen, von einer wie der Merkeline sei da nie die Rede gewesen.

Wirklich nicht? Ich bin schon alt genug, ich kann mich noch gut an Maggie Thatcher erinnern. Die mit der Hausfrauendauerwelle voller Haarspray und dem Handtäschchen aus lederverkleidetem Stahl, mit dem sie gerüchtehalber bei politischen Geheimsitzungen ihren Gegnern gelegentlich über den Kopf gehauen haben soll. Ebenfalls eine Pfarrerstochter. Wir wussten doch, was kommen kann.

»Was oder wen werdet ihr wählen?« frage ich Freundinnen und bekomme immer die gleichen Antworten. Achselzucken, Schweigen, Augenrollen.

»Diiiiiiiiie kann lesbe doch nicht wählen«, meinte eine und eine andere behauptet tapfer wie Kleinlieschen, wenn sie im Wald pfeift: »Es wird gar keine Wahl geben, wenigstens nicht dieses Jahr!« Und nächstes Jahr? Hofft sie denn, dass bis dahin Merkel von einer schweren Krankheit dahingerafft wird?

Ich meine, lustig wäre es ja schon. Merkeline als Bundeskanzlerin und der Guido als Außenminister. Wie Maren Kroymann neulich sagte: Mit der Toleranz ist es in unserem Land in den letzten Jahren wirklich vorangegangen. Eine Frau als Regierungschefin und ein Schwuler als ihr Stellvertreter, das hätte vor zehn Jahren noch ins Reich der Utopie gehört.

Aber, wenn nicht Merkel wählen, was dann? Vielleicht diese neue Linkspartei, diese WAS???AG oder so ähnlich?

Bevor ich noch richtig darüber nachdenken kann, überschlagen sich mit jeder Nachrichtensendung die Meldungen, welcher abgehalfterte linke Mann hier nun einen Posten ergattern will. Schließlich traut man dem neuen Linksbündnis bis zu zehn Prozent der Stimmen zu, da werden dann auch eine Menge gut bezahlter Ämter zu vergeben sein.

Mir fällt nur der Frankfurter Weiberrat von 1968 ein: »Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren bürgerlichen Schwänzen.« Eine Forderung, die leider nie in die Tat umgesetzt worden ist. Denn dann hätten wir heute wesentlich weniger Probleme und uns wäre bereits Schröder erspart geblieben.

Lafontaine und Gysi, zwei Gockel, die gemeinsam auf einem Misthaufen krähen wollen, da lachen ja die Hühner. Das Wählerpotenzial und die bisherigen Mitglieder bestehen laut Meinungsforschungsinstituten wie bei Rechtsparteien zu 80 % aus Männern. Dann eine Mail vom LSVD, dass dieser ganze testosterongesteuerte Haufen auch noch homophob ist. Nein, die Linkspartei ist für mich und die Liebste bereits gestorben, bevor sie überhaupt noch einen richtigen Namen hat.

Links nicht, Schröder nicht, Grün da war doch mal was? Guido wählen? Merkeline? Keine Ahnung weiß eine von Euch eine Antwort?

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