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Welche Sprache darf es denn sein?

Vor ungefähr zwei Jahren überlegte ich mir in einem Anfall von Langeweile, dass ich doch in diesem oder jenem Bereich meine Bildung etwas vervollständigen könnte und forderte via Internet bei einem Institut für Fernlehrgänge Unterlagen an.

Schuld daran war die Liebste. Sie wollte ein Nickerchen machen und fühlte sich von meiner Quengelei »Mir ist sooo langweilig!« gestört. Also schickte sie mich zum Spielen an den PC.

Eine Stunde später hatte sie ausgeschlafen. Mir war nicht mehr langweilig und die Weiterbildungsmaßnahme bereits wieder vergessen, was das Institut allerdings nicht ahnen konnte.
Brav schickte es einen dicken Katalog mit den entsprechenden Lehrgängen zu. Ob französisch oder japanisch, ob HTML oder Buchhaltung, hier schien es nichts zu geben, was frau nicht erlernen konnte.

Nach kurzem Durchblättern landete der Katalog im Altpapier. Anscheinend war er ähnlich wie eine Brieftaube mit einem Radar versehen und flog wieder nach Hause.
Pflichtbewusst sandte ihn mir das Institut in der nächsten Woche noch einmal zu. Und in der übernächsten Woche und in der überübernächsten Woche.
Dann muss der Katalog sich verflogen haben, denn in der Woche darauf kam nicht er wieder, sondern sein Kollege von der Konkurrenz, die mir bis dahin völlig unbekannt gewesen war. Auch dieser Katalog legte das Verhalten einer Brieftaube an den Tag.

Im Institut Nummer eins schien man inzwischen den Fehler bemerkt zu haben und schrieb einen persönlichen Brief. Für welchen der Lehrgänge ich mich denn nun entschieden hätte?
Institut Nummer zwei wollte dahinter wohl nicht zurückstehen und bot einen Rabatt an, wenn ich bereit wäre, gleichzeitig chinesisch und suaheli zu lernen.

Ich zog es kurz in Erwägung, hielt es dann aber für überflüssig. In meinem Bekanntenkreis gibt es nur zwei Chinesen, und die sprechen ausgezeichnet deutsch. Außerdem habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Und wo suaheli gesprochen wird, fiel mir erst gar nicht ein.

Leider wollen weder Institut Nummer eins noch Nummer zwei das einsehen und schreiben mir in schöner Regelmäßigkeit nun seit zwei Jahren einen Brief nach dem anderen. Mittlerweile könnte ich fünf Lehrgänge zum Preis von einem belegen.

Ebenfalls in schöner Regelmäßigkeit denkt der Sender Pro7 an mich und schickt mir seine Illustrierte. Keine Ahnung, warum. Ich bin mir sicher, dort nicht »Hier!« geschrieen zu haben. Derart langweilig ist mir in meinem Leben noch nicht gewesen, dass ich auf diese Lektüre je Wert gelegt hätte .

Die Nordwestsüdostklassenlotterie gehört auch zu denen, die nicht so schnell aufgeben. Wir sollen unbedingt ein Los kaufen…um irgendwann den Herrn Nele Tabler ganz reich zu machen. So geht das ja nun nicht, liebe Lotterie, ein für allemal: ich kaufe doch nicht einem wildfremden Herrn Lose.

Nicht besonders einfallsreich scheinen die Herren und Damen der Geschäftsleitung des bayrischen Münzkontors zu sein. Warum sonst schreiben sie jede Woche wieder: »Sie wundern sich wahrscheinlich über diesen Brief…aber wir wollten Ihnen persönlich dieses Angebot unterbreiten…«
Weshalb diese Bayern finnische Euros ausgerechnet meiner Liebsten und nicht mir anbieten, verstehe ich nicht. Schließlich bin ich …psst… in Bayern geboren und nicht sie.

Den Burdaverlag in Offenburg muss wohl die Kunde erreicht haben, dass ich nicht immer nach der neusten Mode gekleidet bin. Vielleicht hat der Katalog des Instituts bei seinen Flügen gepetzt. Kurzentschlossen wollte der Verlag Abhilfe schaffen und ließ mir Monat für Monat ein Heft mit neuesten Schnittmustern zukommen. Leider nicht so ganz passend für mich, Kleidergröße 34/36 trug ich zuletzt als Kleinkind.
Ab dem vierten Heft lag immer eine Rechnung bei. Als ich nicht zahlte, wurde Burda ärgerlich, wie mir ein Rechtsanwalt mitteilte. Da bemühe man sich, aus mir eine schicke Dame zu machen und ich wollte mich nicht erkenntlich zeigen. Erst als wir Kost und Logis für die Schnittmuster ersetzt haben wollten, gab Burda auf.

Unsere Hündin machte uns in dieser Zeit auch Sorgen. Hinter unserem Rücken hatte sie heimlich lesen gelernt und surfte nachts durchs Internet. Frau Ida Tabler habe eine Zeitung abonniert, doch dabei leider nicht ihre Strasse angegeben, erzählte uns ein Herr der Aboabteilung des Blattes.
Als sie dann auch noch bei Burda die Zeitschrift »Mein Hund und ich« bestellte, war es Zeit für ein ernstes Wort. Sie versprach nur noch unter Aufsicht im Internet surfen. Vorsichtshalber installierten wir aber außerdem noch eine Hundenetnanny.

Oma tut immer so, als könne sie kaum noch hören und deshalb nicht mehr telefonieren. Auch laufen kann sie nicht mehr, wir müssen sie den ganzen Tag im Rollstuhl herumschieben. Ich wusste schon immer, dass sie eine ausgezeichnete Schauspielerin ist und uns Theater vorspielt. Neulich flatterte der Beweis in Form einer Mahnung ins Haus.
Per Telefon hatte Oma sich einen ganzen Karton Vitaminpillen bestellt…den Postboten zwei Stockwerke tiefer an der Haustür abgefangen…und dann alle Pillen auf einmal samt dem Karton geschluckt. Kein Wunder, dass sie in ihrem Alter noch so fit ist.

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