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Das leidige Thema Zwangsouting

Akt 1: Im Bundestag wird über die Eheöffnung für homosexuelle Paare namentlich abgestimmt. Schwarz-Gelb ist beinah geschlossen dagegen. Bei der CDU kaum verwunderlich, das Verhalten der FDP Abgeordneten wird jedoch heftig kritisiert. Schließlich hat diese Partei erst vor Kurzem die Eheöffnung in ihr Programm aufgenommen.

Akt 2: In der TAZ kommentiert Elmar Kraushaar den Vorgang und nennt die »lesbisch-schwule Prominenz der Regierungskoalition« beim Namen, darunter auch Altmaier und Schavan.

Akt 3: Altmaier gibt der Bildzeitung ein Interview und erklärt: »Der liebe Gott hat es so gefügt, dass ich unverheiratet und allein durchs Leben gehe«.

Akt 4: queer.de greift das Thema auf: »Peter Altmaier outet sich als Single«, wo doch seine sexuelle Orientierung kein Geheimnis sei und beruft sich dabei auch auf den Kommentar von Elmar Kraushaar.

Akt 5: Jan Feddersen empört sich in der TAZ über »pseudobarocke Geschwurbel des Ministers« und fordert ihn leicht verklausuliert auf, sich endlich zu outen.

Akt 6: Während in der schwul-lesbischen Welt das Thema zum Aufreger des Tages wird, scheint man bei den Heteros nichts davon mitzubekommen. Einzig bei Zeitjung erscheint ein Artikel dazu.

Akt 7: Der Artikel von Jan Feddersen wird von TAZ Homepage genommen. Ines Pohl entschuldigt sich. Elmars Kraushaars Artikel bleibt jedoch unverändert.

Akt 8: Auf queer.de erscheint ein offener Brief an Ines Pohl: Die sexuelle Orientierung sei keine Privatsache.

Von und über Peter Altmaier weiß ich so gut wie nichts und kann deshalb zu den Vorgängen um ihn nur ganz allgemein sagen: Ich bin gegen Zwangsouting, egal bei wem und warum. U.a., weil ich nicht vergessen habe, wie 2004 die Jungs der CDU Baden-Württemberg ziemlich erfolgreich versuchten, Schavans politische Karriere mit einem Gerücht über ihre sexuelle Orientierung zu zerstören. Damals hat sie beteuert, nicht lesbisch zu sein und sich meines Wissens bisher auch nicht anders dazu geäußert. Was ich im November 2010 über eine Journalistin schrieb, gilt auch für Politiker_innen:

Es mag ja sein, dass wir alle etwas wissen oder vermuten oder Gerüchte kennen oder sie sogar schon mal zufällig in einer eindeutigen Situation beobachtet haben mögen. Doch solange diese Frau nicht selbst erklärt: »Ich bin lesbisch«, hat niemand das Recht, ein Zwangsouting vorzunehmen …

Solange der Artikel von Elmar Kraushaar bei der TAZ online bleibt, kann die Entschuldigung von Ines Pohl wohl nicht wirklich ernst gemeint sein.

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