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Eklig – schmeckt – niedlich?

Jeden Mai aufs Neue beginnt für die Liebste und mich ein unangenehmer Job, der sich bis in den Oktober hinzieht. Früh morgens, gleich, nachdem es draußen hell geworden ist, und abends kurz vor dem Dunkelwerden, suchen wir nach Schnecken. Nach ekligen Nacktschnecken, die sich über das Gras in die Beete schlängeln, um dort alles zu fressen, was wir gepflanzt haben. Je frischer und kleiner die Blumen und Kräuter noch sind, desto besser scheinen sie zu schmecken.

Wir haben vieles versucht, um unser Grünzeug zu schützen: zunächst mit Lavendel und Knoblauch als Geruchsbarrieren, dann verschiedene Arten von Schneckenzäunen und schließlich Bierfallen. Nichts davon hat wirklich geholfen. Irgendwann hatten wir nur noch die Wahl, zur chemischen Waffe, sprich Schneckenkorn zu greifen, oder die Viecher regelmäßig einzusammeln. Schon wegen unserer Hunde entschieden wir uns für die Handarbeit und standen nun vor dem nächsten Problem: Was mit ihnen machen? Sie im Wald aussetzen und uns den Zorn der Forstverwaltung zuziehen?

© Sebastian Hehn – Fotolia.com

Eine Bekannte schmeißt die Schnecken in kochend heißes Wasser, eine Nachbarin zerhackt sie in Stücke, beides keine Methoden, die uns gefielen, dafür sind wir einfach zu zart besaitet. Letztendlich entschieden wir uns für den Erstickungstod in kleinen Plastikbeuteln, die mit dem Restmüll entsorgt werden. In einem nassen Sommer ermorden wir auf diese Art über 1000 Schnecken.

Aber auch Zecken, Blattläuse, Mücken, Schnaken und Motten haben bei uns keine Überlebenschancen. Wenn sie sich in unser Haus einschleichen, wenn sie unsere Hunde, unsere Pflanzen oder unsere Lebensmittel überfallen, gibt es keine Gnade. Wir bekämpfen sie mit Fliegenklatschen, Seifenlauge, Zeckenzangen oder Klebestreifen. Auch so manche Wespe, die uns bei Kaffee und Kuchen schon mal im Freien Gesellschaft leisten wollte, hätte das besser nicht getan. Und Spinnen sollten der Liebsten vorsichtshalber aus dem Weg gehen, wenn sie nicht im Staubsaugerbeutel verschwinden wollen.

In China sollen angeblich Hunde eine Delikatesse sein. Zumindest wenn man den Gerüchten Glauben schenkt, persönlich überprüfen konnte ich das noch nicht. In unseren Breiten werden keine Hunde gegessen, hier hat man lieber  Brunhilde, Edelgard oder Griselda auf dem Teller oder zwischen den Brötchenhälften.

Kaum anders wird mit Kühen, Schafen oder Ziegen umgegangen. Pferdetransporte, Wildschweinjagd, Affen im Versuchslabor. Gemüsebrühwürfel mit einem amtlichen Biosiegel, die Palmöl enthalten und deshalb mitverantwortlich für die Zerstörung des Lebensraums von Orang-Utans sind. Tiere in Versuchslaboren – hier spar ich mir ein entsprechendes Video …

… und dann gibt es Menschen, die sich darüber empören, dass in manchen Ländern Straßenhunde grausam entsorgt werden. Aktuell zum Beispiel in der Ukraine, damit sie die Fußball EM nicht stören. Zugegeben, mich hat das auch wütend gemacht, aber anderseits habe ich bisher noch keine Erklärung gefunden, worin genau der Unterschied zwischen den Nacktschnecken in meinem Garten, den Schweinen in der Mastanlage und den Hunden in der Ukraine besteht.

Eklig – schmeckt – niedlich?

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