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Landei will bei Ulla Popken einkaufen

Vorhin trudelte hier eine Werbemail von Ulla Popken ein: »Liebe Frau Tabler, mit dieser Mode sind Sie immer perfekt gekleidet!«

Ein kurzer Blick auf die Webseite des beifügten Links genügte und ich wusste: »Nein, das muss ein Irrtum sein!« Hängerkleidchen, in denen ich aussehen würde, als sei ich in 14. Monat schwanger, und Blazer, die mir nicht einmal bis zur Taille reichen, sind wirklich nicht nach meinem Geschmack. Ebenso wenig wie Blusen mit Rüschen und Schürzenbändeln oder mintfarbene T-Shirts mit Glitzerpailletten und einem Dekolleté bis zum Bauchnabel. Allerdings erinnerte mich diese Werbemail wieder daran, dass ich schon längst einmal über das seltsame Gebaren dieser Ladenkette hatte schreiben wollen.


Das heimische Büro als Arbeitsplatz hat viele Nachteile, da sei beispielweise nur die fehlende Kommunikation mit Kolleg_innen genannt. Es gibt allerdings auch unbestreitbare Vorteile, so muss ich mir morgens keine Gedanken darüber machen: »Was ziehe ich heute an?«

Im Laufe der Jahre hat diese Bequemlichkeit bei mir dazu geführt, dass der Großteil meiner Klamotten aus löchrigen Leggins, verwaschenen T-Shirts, dicken Socken und aus der Form geratenen uralten Strickwesten besteht. Weder meine Nachbarn, noch die Kühe aus dem Stall nebenan oder die Wildschweine im Wald stören sich daran, wenn ich derart gekleidet im Garten arbeite oder mit den Hunden spazieren gehe.

Zu einem Problem wird der Inhalt meines Kleiderschranks allerdings meist vor »offiziellen« Terminen und ich kurz vor knapp entdecke, der Reißverschluss der »guten« Hose ist kaputt, die Bluse hat einen Fleck, der sich trotz teuerem Waschmittel nicht entfernen lässt, und die Hunde haben meine eleganten Schuhe zu Kauknochen umfunktioniert. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als erst eine Familienpackung Valium einzuschmeißen und anschließend einkaufen zu gehen.

Als ich letztes Jahr vor einem solchen Problem stand, schien sich endlich einmal eine einfache Lösung anzubieten. Der Termin war in Berlin und wir beschlossen: Vormittags Einkaufsbummel, nachmittags Interview. Unausgeschlafen, wir hatten für die 600 km beinah zehn Stunden gebraucht und unser Ziel erst kurz vor Mitternacht erreicht, aber bester Laune machten wir uns auf zum Kudamm und betraten die heiligen Hallen der dortigen Ulla Popkins Filiale.

Hinter uns war die Ladentür noch nicht ganz ins Schloss gefallen, als mich bereits der erste abschätzige Blick einer Verkäuferin traf. In meinem Landeioutfit, ungeschminkt und die Haare irgendwie zu einem Büschel im Nacken zusammengeknotet, entsprach ich wohl so gar nicht dem üblichen Bild der sonstigen Kundinnen. Niemand kümmerte sich um uns und zunächst war mir das sogar recht, denn ich sehe mich gern erst einmal alleine um.

Doch dann hatten wir eine Frage – nein, die Liebste hatte eine Frage, ich war bereits an dem Punkt: »Nichts wie raus hier!« angekommen. Verwirrt sahen wir uns und stellten fest, mittlerweile waren wir die einzigen Kundinnen im Laden und die Verkäuferinnen hatten anscheinend beschlossen, mit uns Verstecken zu spielen.

Trotz meines Protestes durchsuchte die Liebste energisch die drei Etagen, bis sie endlich eine Dame fand, die bereit war, sich meiner zu erbarmen. Mit gerunzelter Stirn hörte sie sich meine Wünsche an. Als ich zum Ende gekommen war, musterte sie mich von oben bis unten, deutete mit dem Kopf ein Nicken in Richtung irgendwelcher Kleiderständer an und belehrte mich im scharfen Oberlehrinnenton: »Hierbei handelt es sich um hochwertige Waren. Das dürfte nicht so ganz Ihre Preisklasse sein.«

Sprach es, drehte sich um und stöckelte die Treppen wieder hinunter. Die Liebste und ich folgten ihr und hörten auf dem Weg zur Tür, wie sie mit ihren vier Kolleginnen eifrig darüber diskutierte, welche Pizza denn nun wo geholt werden sollte.

So geschehen am 18. Oktober letztes Jahres und seitdem würde ich mich bei Ulla Popkins noch nicht einmal mehr umsehen, wenn Pullover in altrosa (twitter @antjeschrupp) im Angebot wären.

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