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Unser Strom kommt aus der Steckdose

Vor Kurzem hat sich im Hauptort unserer Gemeinde eine Bürgerinitiative namens Gegenwind gegründet, die einen Windpark auf ihrer Gemarkung verhindern will. Überraschend kam das nicht, was ein Teil der Politik und die großen Stromversorger unter Energiewende verstehen, fordert Protest geradezu heraus. Eine Mogelpackung, die für die Bevölkerung die Abschaltung der AKWs so teuer, kompliziert und ungerecht wie nur irgendwie möglich machen soll. Deshalb hatte diese neue BI auch zunächst meine volle Sympathie, schließlich bin sogar ich, die Windkraftbefürworterin, gegen die Aufstellung von zu vielen und zu hohen Windrädern zu nahe an Wohngebieten.

Ein Blick auf ihre Webseite ließ mir dann jedoch die Haare zu Berge stehen. Die Antwort auf „Wer sind wir?“ und das Impressum machen klar, hier feiert im Testosteronnebel[1] das Generische Maskulinum ausnahmsweise nicht nur ein Fest, sondern wird tatsächlich berechtigt eingesetzt.

Schüler, Studenten, Rentner, Mütter, Väter, Großeltern, Anwälte, Ärzte, Ingenieure, Landwirte, Forstwirte, Angestellte, Selbstständige, Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer … eben ganz einfach Querschnittsbürger
Grundsätzlich keine Windkraftgegner (Soll wohl heißen, keine grundsätzlichen Windkraftgegner)
Keine AKW-Lobbyisten
Bürger, die in und um Mudau leben und auch bleiben wollen!
Bürger
, die Mudau und den Odenwald lieben und Ihre Heimat nennen!

Gemeinsam sorgen sie sich um die hiesige Lebensqualität und die Natur- und Landschaft, befürchten den Verlust von Erholungsflächen sowie eine Wertminderung ihrer Immobilien und sehen außerdem große Gefahren für ihre Gesundheit, falls der Windpark tatsächlich errichtet werden sollte … soweit kann ich ihnen auch folgen.

Über Alternativen schweigen sie sich allerdings aus. Man beteuert zwar, keine AKW-Lobbyisten zu sein, erklärt aber auch nicht, wie nach Abschaltung der AKWs der Strombedarf gedeckt werden soll. „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“ oder „Mein Strom kommt aus der Steckdose“, bedeutet diese Ignoranz übersetzt und gibt genau jenen Menschen recht, die schon immer behaupten, wir wollten zwar im Wohlstand leben, aber nichts von den Schäden und Nebenwirkungen wissen.

Windparks im Wattenmeer, Stromleitungen durch niedersächsische und hessische Naturschutzgebiete bis zur Flutung von Tälern im Schwarzwald für Pumpspeicherkraftwerke darf alles sein, Hauptsache man wird im Odenwald nicht mit der Stromerzeugung belästigt? Hier soll nur konsumiert, aber nicht produziert werden?

Unser Lebensstil in Deutschland mit dem entsprechenden Stromverbrauch hat nun einmal unangenehme Konsequenzen. Menschen leben in Einflugschneisen von Flughäfen und werden von kaum erträglichen Lärm belästigt, damit Urlauber_innen schnell ihr Ziel können. Andernorts wohnt man in direkter Nachbarschaft von Truppenübungsplätzen, Kohlekraftwerken, Giftmülldeponien, Atommüllzwischenlagern und … und … Diese Belastungen müssen einigermaßen gerecht verteilt werden. Deshalb die Frage: wenn keine Windräder, was dann? Vielleicht den kontaminierten Schrott aus Obrigheim, der bisher durch halb Deutschland nach Lubmin transportiert wird? Ganz ehrlich, da ziehe ich die Windräder vor.

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