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Familie – für Männer ein Leben lang. Für Frauen nur bis zu den Wechseljahren?

Aus dem Ehegattensplitting soll eine Art Familiensplitting werden. Wenigstens fordern das zurzeit wieder mal einige Politiker_innen. Sogar welche aus Parteien, denen es in den letzten Jahrzehnten völlig egal war, wie schlecht zum Beispiel gerade Alleinerziehende im Vergleich einem kinderlosen Ehepaar versteuert werden. Man ließ sich weder von Gesetzesinitiativen noch von Vorhaltungen der OECD beeindrucken.

Erst die Sache mit den Lesben und Schwulen, der Eingetragenen Lebenspartnerschaft und die Befürchtung, das Bundesverfassungsgericht werde demnächst ein weiteres Machtwort sprechen, hat der Diskussion nun neuen Schwung gegeben. Kaum verwunderlich, schließlich sind jetzt Männer mit Spiel. Zu den früher fast ausnahmslos weiblichen Alleinerziehenden hat sich mittlerweile der eine oder andere Mann gesellt und bei den Schwulen handelt es sich ebenfalls um Männer. Also muss etwas geschehen, wir brauchen eine Änderung im Steuerrecht für Familien. Wo kämen wir denn dahin, wenn Väter, ob alleinerziehend, schwul oder in einer nicht ehelichen Partnerschaft lebend, auf Dauer genauso behandelt würden wie Mütter seit der Abdankung von Kaiser Wilhelm?

»Familie ist, wo Kinder sind«, las ich gestern nicht zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem Ehegattensplitting und der steuerlichen Gleichstellung von Eingetragenen Lebenspartnerschaften. Es ist sicher positiv gemeint. Kinder sind Kinder, kosten Geld und haben das Recht auf gleiche Behandlung, egal welcher sexuellen Identität ihre Eltern zugeordnet werden und/oder welche Lebensform diese gewählt haben. Passend dazu werden in den Medien Fotos von fröhlichen jungen Menschen gezeigt, Mütter, Väter, Kinder in verschiedenen Kombinationen, Familien, wie sie im Buche stehen.

In meinem gleichaltrigen oder schon etwas älteren heterosexuellen Bekanntenkreis beobachte ich seit Längerem eine Entwicklung, die nur auf dem ersten Blick identisch mit diesen Bildern zu sein scheint. Fröhliche Menschen, Mütter, Väter, Kinder. Familien? Ja, sicher doch. Mit einem Vater, der die 50 bereits überschritten hat, einer Mutter, die zehn, zwanzig oder gar dreißig Jahre jünger ist und mit Kindern, die aussehen, wie Kinder eben aussehen.

Zweitfamilie nennt man das auch oder den zweiten Frühling (des Mannes). »Ich habe noch mal neu angefangen und genieße mein Leben«, schrieb mir ein ehemaliger Klassenkamerad, als er vor einem Jahr der Welt stolz die Geburt seines jüngsten Sohnes verkündete. Angeblich werden in Deutschland jedes Jahr ca. 100.000 Männer zwischen 50 und 80 Vater und schreiben darüber manchmal sogar Bücher. Sie sind dann Familienväter, sie haben eine Familie, denn »Familie ist dort, wo Kinder sind«. Oder?

Die Frauen ihres Alters, denen eine erneute Mutterschaft nur mit großem medizinischen Aufwand möglich wäre, falls sie denn diesen Wunsch überhaupt verspüren sollten, sind was? Egal, ob sie einer »offiziellen Ehe« leben, in einer lockeren Partnerschaft oder als Single in einer WG, das Wort Familie trifft wohl nicht mehr auf sie zu. In den fünf Jahren, als die Liebste und ich zusammen mit Oma lebten, was waren wir damals eigentlich? Wir selbst haben uns Familie gesehen und die Zeit, die Omas Betreuung und Pflege in Anspruch nahm, hätte locker für zwei Kinder auf einmal gereicht. Und wir sehen uns noch heute als Familie, auch wenn wir momentan »nur« mit unseren Hunden zusammenleben.

Familie ist, was irgendwie über Männer definiert werden kann?

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